Zwischen zwei Welten

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Nic Balthazar brachte mit "Ben X" eine sehr gelungene Verfilmung seines Romans "Nichts war alles, was er sagte" heraus.

Zwischen 05.45 und 06.33 Uhr ist Bens Welt in Ordnung. Da reitet er als archaischer Krieger auf seinem Schlachtross durch die Weiten des Cyberspace, kämpft gegen Monster und meistert alle Gefahren. Hier, im Online-Fantasy-Rollenspiel "Archlord", ist er der Held, im realen Leben sieht es anders aus: Bereits die kleinste Veränderung seiner Alltagsroutine löst in dem unter einer autistischen Störung leidenden Jugendlichen ein inneres Erdbeben aus.

Seine einzigen "Waffen" dagegen: ein Walkman, der ihn vor den Alltagsgeräuschen "schützt", und eine Videokamera, mit deren Hilfe er versucht, eine künstliche Distanz zu seinen Mitmenschen zu schaffen. Beides hilft nur bedingt gegen die Anfeindungen und Verspottungen, denen der Außenseiter Tag für Tag ausgesetzt ist. Besonders zwei seiner Mitschüler haben es auf ihn abgesehen: Bogaert und Desmet benützen Ben als Opfer, um sich ihre - in Wahrheit nicht vorhandene - Überlegenheit zu beweisen. Doch als sie Ben eines Tages vor der gesamten Schulklasse demütigen und dies per Videohandy auch noch ins Internet stellen, überschreiten sie eine unsichtbare Grenze, die Ben bereit ist, auf ungewöhnliche Weise der Öffentlichkeit sichtbar zu machen.

Reales Schicksal

Mit seinem fiktiven Roman "Nichts war alles, was er sagte" näherte sich der belgische Schriftsteller und Filmemacher Nic Balthazar dem realen Schicksal eines 17-jährigen Jugendlichen an, der sich, von seinen Mitschülern gemobbt, in der Nähe der belgischen Stadt Gent das Leben nahm. Der enorme Erfolg seines Jugendbuches ermöglichte es Balthazar, dass dieses gesellschaftlich gerne an den Rand gedrängte Thema auch als Einpersonenstück für die Bühne adaptiert wurde und nun einem breiten Kinopublikum zugänglich ist. Ebenso ungewöhnlich wie die Geschichte selbst ist auch die Art und Weise, wie der belgische Regisseur sein Außenseiter-Drama leinwandgerecht in Szene setzt: Geschickt spielt Balthazar bei seinem Spielfilmdebüt "Ben X" mit filmischen Ausdrucksmitteln, verknüpft die Realitäts-Ebene mit der des Online-Spiels und hebt so die Grenze zwischen Bens Innen- und Außenwelt auf. Angetrieben von schnellen Kameraschwenks, rasanten Zoomeffekten und Techno-Beats vermittelt sein Film jenes Gefühl, mit dem Ben seine tägliche "Tour de Force" durchlebt.

BEN X

B/NL 2007. Regie: Nic Balthazar. Mit Greg Timmermans, Laura Verlinden, Titus De Voogdt, Maarten Claeyssens. Verleih: Filmladen; 90 Min.

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