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Abschied von Clemens Krauss

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Der plötzliche Tod von Clemens Krauss im Alter von 61 Jahren in Mexico City hat uns eines großen Dirigenten, eines großen Künstlers und eines großen Herrn beraubt, ohne den nicht nur das Wiener Musikleben um eine sehr persönliche Note und Farbe ärmer geworden ist. Er war, wie kaum ein anderer, der Musikant und Theatermann am Pult, der — nach dem Prinzip des aufgeklärten Monarchen — alle Fähigkeiten eines Meisterorchesters zu nutzen und gewissermaßen farbig zu inszenieren verstand, ohne falsches Pathos, dagegen mit einem sehr natürlichen Sinn für dramatische und lustspielhafte Züge. So wurde er zum Meisterinterpreten von Richard Strauss, dessen Werken auch sein letztes Konzert in Wien gewidmet war. In einer würdigen Trauerfeier im Großen Musikvereinssaal gedachten die Wiener Philharmoniker ihres Ehrenmitgliedes und des großen Dirigenten, mit dem sie durch viele Jahre verbunden waren. Paul Schöffler sang zum feierlichen Auftakt den Monolog Cäsars auf das Grabmal des Pompejus von G. F. Händel. Zwischen der Trauermusik aus „Götterdämmerung" und „Tod und Verklärung" von Richard Strauss sprach Ewald Baiser Worte des Gedenkens, verfaßt von Robert Hohlbaum.

Im ersten jugoslawisch-österreichischen Austauschkonzert unter Kresimir Bar an ov ¡6 lernten, wir vier Orchesterwerke und einen Liederzyklus kennen, der von dem ganz ausgezeichneten Zagreber Bariton Vladimir -Ruzdjak gesungen wurde. Osterc, Jahrgang 1895, und Bravnicar, Jahrgang 1897, sind als Professoren für Komposition in ihrer Heimat tätig, Hristié und Konjowié (geboren 1885 beziehungsweise 1883) sind Mitglieder der Serbischen Akademie der Wissenschaften, und Baranovic (geb. 1894) wirkt als Direktor der Belgrader Philharmonie’ und erster Dirigent der Oper. Es handelt sich also durchweg um ältere Künstler in angesehenen Stellungen, deren Kompositionen — in der meist romantischen oder impressionistischen Behandlung folkloristischen Materials, in der durchaus konservativen Satzweise, der Vorliebe für einfache Formen und klangkräftige Tutti- Effekte — gewisse Aehnlichkeiten aufweisen. Man müßte, um sich von der zeitgenössischen Musik in Jugoslawien ein Bild machen zu können, auch

Werke jüngerer Komponisten hören. Allenfalls hoffen wir, daß das angekündigte zweite Orchesterkonzert unsere Eindrücke nach dieser Seite ergänzen wird.

Das letzte Konzert des Zyklus „Roma n- tische Musik" im Konzerthaus eröffnete Heinrich Hollreiser mit Gottfried von Einems Concerto für Orchester op. 4 aus dem Jahre 1944, das — auch in der „Neufassung" — nur an einigen Stellen die charakteristische Handschrift des Komponisten zeigt und in seiner fast romantischen Farbigkeit ohne empfindlichen Stilbruch Dvoraks Cellokonzert (Solist Antonio Janigro) präludierte. Den Hauptteil und Abschluß des Programms bildete T s c h a i- k o w s k y s VI. Symphonie, die man nie ohne Ergriffenheit hört und die Heinrich Hollreiser mit den Wiener Symphonikern mit einer Intensität und Klangentfaltung interpretierte, die keinen Vergleich zu scheuen brauchten.

Helmut A. Fiechtner •

„Lieder zur schönen Jahreszeit" hieß der bedeutendste Teil des Chorkonzerts der Bundeslehrerbildunganstalt Kündmanngasse, darin Schulkinder und Seminaristen unter Leitung von Prof. Dr. Rupert C o r a z z a abwechselnd und gemeinsam richtige Volkslieder sangen, mit und ohne Instrumentar, zumeist in den lebendig profilierten Sätzchen von Burkart, und damit ein Erlebnis volksverbundenen Singens zeigten, dem man nur vom Herzen zustimmen konnte. Soll doch das hier vermittelte Musikgut die Jugend vor dem Verfall an die seichte Schlagermusik bewahren und ihr ein Erbe hüten, vermehren und weiterreichen helfen, das nur im sicheren Besitz ihrer Werte bestehen kann. Wie verantwortungsbewußt die Jugend an diese Werte herangeführt wird, bewies die exakte und von innerem Verständnis zeugende Wiedergabe schwieriger Chöre von Gluck, Weber und Wagner im letzten Teil des Programms. Der durch Vorträge des Schul- orchesters (Prof. Lechner) eingeleitete Abend klang bedeutungsvoll mit dem Schlußchor aus „Meistersinger" aus.

Der Wiener-Lehrer-a-cappella-Chor gab unter Leitung von Franz Krauß einen Querschnitt durch ältere und neue Chorliteratur in inter essanter Auswahl. Zwei Uraufführungen; Fritz Skorzenys „Abendläuten" zeigt uf dem Grundton impressionistischer Stjmpnungsmalerei ein ausgewogenes, in weiser Beschränkung fein kon- turiertes und kultiviertes Klangbild; Robert Leukaufs „Zwischen Hudson und Donau" kann eher nach dem Expressionismus hin gedeutet werden, effektvolle und starke Züge sind von guter Wirkung, erreichen jedoch die mit Ernst angestrebte Synthese von Text und Musik nicht. Neben drei Frauenchören von Karl Schiske (besonders aparten und kompositorisch meisterhaften Werkchen) gab es erfreulicherweise eine Fülle von Volksliedern in gediegenen Satzweisen von Othegraven, Scholtys, Ernst Tittel u. a„ worin wir im besonderen die unmittelbare Aufgabe singender Lehrer sehen: einmal als Wahrung und (siehe oben!) Weiterreichung des überkommenen und tragenden Erbes in immer neuen Formen, und zum ändern als Grundlage jeder höheren Musikart, deren unverlierbare Basis das Volkslied zu sein hat. — Die Ausführung bewies durch ihr Niveau die emsige und richtig geführte fortschreitende Arbeit des Chores. Prof.

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