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Antike in Pariser Couture

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Seit seiner legendären konzertanten „Elektra" mit den Wiener Philharmonikern in New York sind sich Musikfreunde darüber einig: IxYrin Maazel und die „Wiener" musizieren die Oper Richard Strauss' in einer leidenschaftlichen Schönheit und aufregenden Farbigkeit, wie man das nur selten erlebt. Für die Salzburger Festspiele löste Maazel dieses Versprechen erneut ein: „Elektra" im Großen Festspielhaus steigerte er zur packenden, ja erschütternden dramatischen Vision, in der die Wildheit der antiken Muttermordtragödie, Hofmannsthals bohrendes Psychotheater und Erlösungstraum und die schwelgende Klangpracht Strauss' eins wurden.

Maazel steht dafür ein Sängerensemble nach Maß zur Verfügung: Hildegard Behrens in der Titelpartie ist die ideale Königstochter in ihrem Elend, eine zerstörte Kreatur, die nur noch an Muttermord, Erlösung und Ende denkt und ihren Sopran herrlich strahlen läßt. Doris Soffel singt die Mutter Klytämnestra und trifft genau den aufgeregten, ja hysterischen Ton dieser Gequälten zwischen Angst, Alpträumen und vagen Hoffnungen, ihrem Schicksal zu entgehen. Und Karen Hüffstadt als Chrysothemis imponiert mit warm leuchtendem Sopran, in den sie ihre Sehnsucht und Liebe legt. Kenneth Riegel ist ein vor Angst flatternder Mörder Aegisth, John Bröcheler ein zu kraftloser Muttermörder Orest.

Regisseur Keita Asari und sein Bühnenbildnerteam Takada/Tou-chiya bauten einen Königspalast von Mykenä, der nach einer japanischen Grottenanlage in einem versteinerten Garten aussieht. Und am Schluß öffnet sich die Architektur und gibt den Blick frei auf ein kristallblaues Meer, an dessen Gestaden Elektra stirbt ... Asaris Inszenierung wirkt unaufdringlich, einige Effekte sind allzu aufdringlich und vordergründig. Nach Kunstgewerbe im japanischen Bonsai-Garten. Doch die wunderschönen Kostüme der Modeschöpferin Hanae Mori, Seidengewänder in lila, kristallblau und zyklam geben der Szene die Farbpointen. Die Frühzeit der Antike trägt feinste Pariser Couture ...

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