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Auftakt

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Volltönend begann „Die große Sympho-n i e“ im Musikverein. Hans Pfitzners Klavierkonzert Es-dur, op. 31, selten gehört, erscheint symbolisch für den Zyklus: „mystische“ Vergeistigung aus romantischer Tradition und virtuos-musikalischer Meisterschaft. Rosl S c h m i d als Solistin wurde beiden Ansprüchen gerecht; sie wußte sowohl das Technische und das Geistige als den Solopart mit dem Orchesterpart (Wiener Symphoniker) zur runden Einheit zu heben. Gegen Pfitzners Werk wirkte die vorausgehende Symphonie G-dur (KV 318) von Mozart in ihrer Unbeschwertheit fast flüchtig, die abschließende VII. Symphonie Beethovens dagegen überlärmt und wenig ausgeglichen. Die Paukenschläge dröhnten besonders im Schlußsatz, wie Schüsse in den Ohren. Joseph Keilberths Temperament ging über die „Apotheose des Tanzes“ um.&iniges hinaus.

Julius P a t z a k versteht in seinen Liederabenden immer wieder durch den geistvollen Programmbau, der Heterogenes zu vereinen weiß, zu fesseln. Von Gluck über Mozart und Brahms zu Richard Strauß und Kodäly spannte sich der Bogen seines letzten Abends im Brahms-Saal, und es überrascht immer wieder aufs neue, wie der stilgemäße Ausdruck lückenlos jedes Wort ausschöpft und die Blume des Liedes in voller Schönheit aufblüht. Daß Richard Strauß (nach Schubert) seiner Art am nächsten ist, verbindet ihn auch gefühlsmäßig mit dem größten Teil seiner Zuhörer.

Auch . Paul Badura-Skoda, trotz seiner Jugend bereits in allen Kontinenten als begabter Pianist legitimiert, zeigt seine umfassende Stilvertrautheit. — J. S. Bach, Beethoven. Schumann, Schubert und Chopin weiß er in ihrer Persönlichkeit sicher zu profilieren. Wir gaben diesmal seinem

Schubert- und seinem Chopin-Spiel den Vorzug, weil darin auch seine eigene Persönlichkeit den klarsten Ausdruck fand. — Dies trotz der kurz vorher gehörten Chopin-Interpretation des polnischen Virtuosen N i e d z i e 1 s k i, die in manchen Zügen (aber nicht in allen) stärker zu fesseln verstand und in ihrer Programmfülle (einen ganzen Abend lang) ein immer wieder erstaunlich vielseitiges Bild Chopins aufleuchten ließ.

Mit einem kräftigen und glanzvollen Auftakt wurde im Mozart-Saal des Konzerthauses der Zyklus „M eistersolisten“ eröffnet. Wolfgang Schneiderhan, von Carl Seemann begleitet, und Irmgard S e e f r i e d, mit Erik Werba als Partner am Klavier, interpretierten Werke von Schumann und Debussy. „Mit leidenschaftlichem Ausdruck“ und „fantasque et leger“: diese Vortragsbezeichnungen der Violinsonate a-moll von Schumann und von Debussys einziger Violinsonate hat Schneiderhan genau befolgt. Seine Interpretation war ebenso meisterhaft und subtil wie Irmgard Seefrieds

Wiedergabe von Schumanns Zyklus „Frauenliebe und Leben“ und der „Chansons de Bilitis“ von Debussy. Die sorgsame Aussprache des französischen Textes muß besonders hervorgehoben werden. Carl Seemann spielte die Suite „Pour le Piano“ von Debussy mit etwas zuviel Pedal und nicht sehr brillant.

Kurt Nemetz-Fiedler und Erich R o u b i-c e k spielten im Schubert-Saal Werke für zwei Klaviere von Friedemann Bach, Hindemith, Erich Marckhl und Brahms. Das erste Stück — sauber, fehlerlos und flüssig vorgetragen — geriet etwas schulmäßig. Im „Glockenspiel“ und der „Fuge“, den beiden Ecksätzen von Hindemiths Sonate von 1942, zeigten Komponist und Interpreten, was sie können. „Mit Leichtigkeit und Empfindung“ wurde der erste (und beste) Satz einer Sonate aus dem Jahre 1944 für zwei Klaviere von Erich Marckhl vorgetragen, deren langsamer Satz ebensowenig überzeugte wie der entsprechende Teil bei Hindemith. Mit den „Variationen über ein Thema von Haydn“ wurde der interessante Abend abgeschlossen.

H. A. F.

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