Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Beethoven in expressiver Perfektion
Pianisten darf es nicht genügen, als Tastenakrobaten zu gelten. Mindestens in gleicher Vollkommenheit muß ihr/ihm die Gabe anheim sein, interpretatorisch stu-pend zu überzeugen. In dieser raren Minderheit findet sich der New Yorker Richard Goode, bekannt als jener Amerikaner, der als erster eine Beethoven-Gesamteinspielung wagte. So nimmt es nicht wunder, daß er sich in der vorliegenden Aufnahme an drei Beethoven-Sonaten versucht. Und wie! Schon die einleitende Waldstein-Sonate erklingt in expressiver Perfektion. Sehr unkompliziert die anschließende, nur zweisätzige F-Dur-So-nate Opus 54. Schließlich ein „grande Finale"!
Die Appassionata, das düstere Gegenstück der Waldstein-Sonate und mil ihr wohl ein preziös-mo-numentales Werk der klassischen Klavierliteratur, hörte ich noch selten in solch romantisch-dunkler Erregtheit, ohne daß dabei Goode den berühmten „roten Faden" verlöre. (Erschienen bei Nonesuclj, Vertrieb Warner 7559-79391-2)
Kostbare Aufnahmen werden nicht nur bewahrt, sondern gottlob auch reproduziert. Rei Chesky New York konnte ich diesbezüglich fündig werden. Rachmaninows zweites Klavierkonzert Opus 18, eingespielt vom damals neunundvierzigjährigen Earl Wild, ehemals freundschaftlich mit dem Komponisten verbunden, begleitet vom Royal Philharmonie Orchestra unter der Leitung des legendären lascha Horenstein, aufgenommen im Mai 1965 in London, wurde mittels der profunden Fachkenntnisse des Re-issue Producers Miguel Kertsman, gemeinsam mit dem sinfonischen Gedicht „Toteninsel", auf eine Musikscheibe gebannt. Da beeindruckt zum einen die Tiefe der musikalischen Interpretation, aber ebenso die klangtechnische Umsetzung. (Chesky Be-cords, CG 902)
Zum Schluß sei auf ein besonders historisches Tondokument verwiesen: Die erste komplett im Studio aufgenommene Symphonie aus dem Jahr 1913, Beethovens „Fünfte", unter Arthur Ni-kisch mit den Berliner Philharmonikern ist auf CD erhältlich. Eine Aufnahme für alle, die sich den Genuß nicht durch die (logischerweise) beeinträchtigte Tonqualität verderben lassen. (Gramola 1010 Wien, Nuo-va Era Bec, GM 3002)
Der Autor
war von 1993-1995 Chefredakteur der Musikzeit-schrifi „Manual" und ist Pädagoge, Schriftsteller und freier Journalist in Wien.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!