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Billigshow zum Jubiläum

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Vierzig Jahre Fernsehen in Österreich”, auf diese zweiein-viertel Stunden lange Sendung mußte man gespannt sein. Natürlich war ein solches Vorhaben von vorneherein dazu verurteilt, eine Skizze voller Lücken zu bleiben - wie hätte dies anders sein können. Daß aber die Skizze derart banal, oberflächlich und einseitig ausfiel, konnte einen objektiven Beobachter nur verblüffen.

Eine geradezu stolze Niveaulosigkeit zeigte allein schon die notwendigerweise kurz gefaßte Chronik der vier Jahrzehnte im Stil von blitzschnellen Werbespots, kunterbunt nebeneinander frivolisiert und schwindelerregend rasch abgespult, begleitet von Schlagermusik, im Vordergrund ein Ballett minibekleideter Mädchen - im Hintergrund Hungerkatastrophen, Leichen, Skelette, der segnende Papst, Kennedy, Nixon in diversen, sofort wieder abgeschnittenen Posen, Massaker und Filmstars, Sport und ein Shake aus TV-Film- und Serienszenen: fast eine Parodie auf 40 Jahre Fernsehen, die ja 40 Jahre Weltgeschichte enthalten.

Marcel Prawy (live erschienen wie Vico Torriani, Rainhard Fendrich und Udo Jürgens) verkündete, daß der ORF in der Kultur „heute einsame Weltspitze” sei. Gerade die Vermarktung eines solchen Themas als billigste Show desavouierte diese Worte zu liebedienerischem Kitsch. Hugo Portisch wenigstens erwähnte dann auch Gerd Bacher und erinnerte, daß die enorme Leistung des neuen ORF ab 1967 vor allem diesem Mann zu danken war.

Die vielgezeigte Figur Bruno Kreiskys überdeckte die Tatsache, daß Josef Klaus es war, der das Rundfunk-Volksbegehren beispielhaft erfüllte und damit nicht viel politischen Vorteil für sich selbst gewann. Dominierend in dieser 40-Jahre-Show blieben Kreisky, Zilk, Niki Lauda, Udo Jürgens. Ab und zu tauchten Karl Farkas, Ernst Waldbrunn, Helmut Qualtinger auf, doch kaum sagten sie ein paar Worte, kam der Schnitt. Vielleicht hätte man das Tempo drosseln sollen, die Sache ohne Tanzgirls seriös und mit Verantwortung für Proportionen aufbauen können. Die Schaffung des österreichischen Fernsehen, des ORF, hatte mit einer Show - und vor allem mit dieser haarsträubend verkitschten Banalitäten-Show nur am Rande zu tun. Einen Zweck allerdings erfüllte dieses monströse Programm: den der unfreiwilligen Demaskierung jener, die es zu verantworten hatten.

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