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Böhm, Bellugi, Mehta, Iwaki

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Robert Schumanns a-moll-Kla-vierkonzert mit Wilhelm Backhaus als Solisten und Franz Schuberts 7. Symphonie in C waren diesmal das Programm des von Karl Böhm geleiteten PhilharmonischenKon-zertes. Alle Lichter der Romantik von Rhein und Donau leuchteten in festlichem Glanz i und machten dieses in künstlerischer Vollendung wiedergegebene Konzert zu einem! Fest der Herzen. Mit abgeklärter Ruhe Spielte Backhaus die Schumannschen Emotionen, nicht als Eroberung, sondern als Besitz.! Im gleichen Sinne interpretierte Karl Böhm, bisher allzusehr auf Mozart markiert, die wienerische Lebensfreude der Schubertschen Symphonie, die plötzlich keine Längen mehr hatte, sondern in tausend Farben Wien war und wie Mozart „grad so viele Noten hatte, als nötig waren“. Daß das Orchester, von Programm und Dirigenten inspiriert, eine seiner nobelsten Leistungen bot, ist ebenso natürlich wie die immer neue Schönheit unserer Meisterwerke.

Der Madrigalchor St. Veit sang unter Leitung seines Dirigenten Xaver Meyer Johann Sebastian Bachs Motette „Jesu, meine Freude“ und Mo-zarts Totenmesse. Der Chor, von einigen profilierten Aufführungen her bekannt, leistungsfähig und ambitioniert, erreichte das künstlerische Ziel seiner Bemühungen hier nicht ganz. Ist Bachs elf Nummern umfassende A-cappella-Kompo-sition für die Stimmen eine enorme Anforderung bis zur Ermüdung und daher als erstes Programmstück problematisch, klang auch Mozarts (nur leichter scheinendes) Requiem ohne metaphysische Wirkung am Ohr vorbei. Überhastete Tempi und eine gewisse Nervosität verhinderten das tiefere Erlebnis. Die Solisten Annelies Hückl, Claudine Perret, Robert Behan und Kurt Ruzicka, boten einzeln und im Quartett schöne Leistungen. Das Orchester der Wiener Volksoper spielte in bemerkenswert klarer Herausarbeitung der Stimmen und Farben. F. K.

Pietro Bellugi, ein junger Florentiner, der seine Studien in den USA beendete und zunächst dort, seit drei Jahren auch in Europa als Gastdirigent tätig ist, leitete das 6. Konzert im Mahler-Bruckner-Schubert-Zyklus. Schuberts Jugendwerk, die 2. Symphonie, klang in seiner Interpretation wie das Werk eines beliebigen KlassikeTepigonen, der seinen Haydn und seinen Mozart gut studiert und eine gewisse Vorliebe fürs Volksmusikalische hat. Aber die Symphonie des 17jährigen ist mehr... Dagegen war die Einfühlung des 1mgen Italieners in die vielschichtige Welt von Mahlers Erster um so erfreulicher und erstaunlicher. Stimmung, Leben, Emotion und Überschwang — alles war da, auch im Orchester (Tonkünstler), das sich in diesem Konzert nicht zum erstenmal als beachtlicher Mahler-Interpret erwiesen hat.

Der Dirigent eines außerordentlichen Chor-Orchester-Konzerts im Großen Musikvereinssaal war Zubin M e h t a. Das moderne, aber attraktive Programm hatte den Saal gefüllt. B a r t 6 k hat sein großes „Concerto for Orchestra“ 1943 in der Emigration für Kussewitzky komponiert. Das Werk sollte, mußte Erfolg haben und allgemein verständlich sein. Dem kommt sogar ein Programm zu Hilfe (das Bartök für alle seine früheren Orchesterwerke, mit Ausnahme natürlich der Ballette, verschmähte). Der künstlerische Preis, den Bartök für seinen guten Willen entrichten mußte, ist nicht unbeträchtlich. Die Ecksätze mit ihren gellenden Bläserfanfaren gerieten Mehta am besten: das „Spiel der Paare“ hatte weder Atmosphäre noch Stimmung; die „Elegia“ war nichts als ein Farbenspiel: im „Intermezzo inter-rotto“ wurde Bartök durch den Dirigenten zusätzlich für seine Konzessionen und das allzu handgreifliche Programm bestraft. Wie überhaupt Mehta mehr für die Effekte als für die Feinheiten und schwachen Stellen einer Komposition (die den Helfer brauchenI) Sinn hat. Bei Orffs „Car-mina Burana“, so meint man, könne nichts schiefgehen; da steht sowieso alles in den Noten. Aber man täuschte sich. Die meisten Tempi hat Mehta richtig getroffen, dynamisch dagegen war er zu wenig differenziert; seine Vorliebe für lautes, lärmendes Musizieren konnte wahre Orgien feiern. Aber die feineren, raffinierteren Stücke des zweiten Teils kamen zu kurz (die Nummern 20 bis 23, kleine Kabinettstücke, was Farbe, Rhythmus, Witz und Stilparodie betrifft). Der Übergang vom vorletzten zum letzten Stück (Venus-Hymne und Fortuna-Chor) hat Größe. Hier war auch der von Dr. Rein-

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