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Bruckner-Symphonie, Gewandhaus-Quartett

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Im ersten Konzert des 1. Konzerthauszyklus dirigierte Fritz Rieger die Wiener Symphoniker. Auf dem Programm stand die VIII. Symphonie von Anton Bruckner. Generalmusikdirektor Rieger wurde 1910 in Böhmen geboren, absolvierte seine Lehrjahre am Deutschen Theater in Prag und wurde 1949, nach Stationen in Aussig, Mannheim und Dresden, Leiter der Münchner Philharmoniker. Bruckner-Symphonien stehen immer wieder auf seinen Programmen. Trotzdem dirigiert Rieger nach der Partitur, und es wurde eine- schöne, runde - Wiedergabe.’’ Mir zwei Einschränkimgen: täte ietttfcn ‘ Sätz ließ Rieget’dre BlästjqaHxu tarfttgwdwhbtefrn fteäOB- ders die Baßtuba ; -und da und dort fehlte etwas von jenem schwer Definierbaren, jener Weihe, die gerade für Bruckner so charakteristisch ist und zum Wesen seiner Musik gehört.

Vor leider nur schwach besetztem Saal spielte im Konzerthaus das Leipziger Gewandhaus- Quartett, ein Ensemble guter, solider Musiker, zu denen sich in Schumanns Klavier-Quartett Es-dur noch der Pianist Günter Kootz gesellte. Das Zusammenspiel war tadellos, die Darbietungen nobel und sauber, der Klang, auch im Schuber t- Quartett a-moll, nicht gerade schwelgerisch. Als Novität brachten die Gäste das 2. Streichquartett von Othmar G e r s t e r Autor der Oper „Enoch Arden", der gegenwärtig Leiter einer Komponistenklasse an der Hochschule für Musik in Leipzig ist. Das Programmheft bemerkt zu diesem Werk, daß Gerster darin das Bemühen zeige, „die. verschiedenen Versuche, die auf dem Gebiet der Harmonik und Kontrapunktik in den zwanziger Jahren gemacht wurden, zu verschmelzen und zu einem eigenwilligen, persönlichen Stil zu gestalten“. — Das stimmt insofern nicht ganz, als das streng tonale — übrigens gutklingende und melodiöse Stück — die Linie Reger- Ravel für keinen Augenblick überschreitet. Die mit Hindemithschem Impetus beginnenden Ecksätze sänf- tigen sich allzubald und münden in einen recht verbindlichen — und daher unverbindlichen — Stil, dem man das Prädikat „eigenwillig“ kaum wird zugestehen können.

Zwei Seiten musikalischer Auslegung kamen beim ersten Konzert im Strawinsky-Tschai- kowsky-Zyklus zu Wort „Romeo und Julia“ und die „Vierte" sowie „Concerto en Re“ von Strawinsky. Was den Werken Tschaikowskys das Gepräge gab und durch den zukünftigen Chefdirigenten der Wiener Symphoniker, Wolfgang S a w a 11 i s c h, noch unterstrichen wurde: das war die Theatralik, die große Geste. „Romeo und Julia“ kam somit in der Art einer Opernouvertüre an, die „Vierte“ wie ein Drama ohne Worte. Es war als Gegensatz dazu hörenswert, wie bei Strawinsky die Struktur der instrumentalen Kurzthematik sozusagen aufs Reißbrett gezeichnet wurde. Der Solist des Strawinsky-Werkes, Manoug P a r i k i a n, früher erster Konzertmeister des Royal Philharmonie Orchestra London, glänzte in seinem schwierigen Part: ob es Flageoletts oder Doppeloktaven waren, alles saß wie angemessen. Der Ton freilich wies auf die Fähigkeit zur Interpretation ganz anderer Werke hin; denn er ist nicht allzu füllig und von starkem lyrischem Gehalt. Die Symphoniker haben einen ihrer besten Abende im Großen Musikvereinssaal gehabt.

Die Uraufführung des Quintetts für Klarinette, zwei Violinen, Bratsche und Violoncello des an der Universität Oxford wirkenden Wieners Egon W e 11 e s z, zeigte vom Stimmungsgehalt her tiefen Ernst, kontrastiert mit skeptischen und ironischen Zügen. Dr? Themen des dreisätzigen Werkes sind aus, ! ZwölftölwfihöÄ’’’gebMt: und in. äliörieP£01yplÄmle verarbeitet’. Der ‘tmwesende Komponist wurde sehr ; herzlich bedankt. D’äs erstaufgefühftb frio ‘flfi’ Flöte,1’

Fritz Rieger dirigiert Bruckner

Oboe und Fagott des 1925 geborenen Niederländers Jurrian Andriessen wirkte nüchtern, lediglich durch Bewegungseffekte aufgelockert Es spielte die Kammermusikvereinigung des Oesterreichischen Rundfunks.

Das Musikvereinsquartett vermittelte am 1. Abend des Beethovenzyklusses mit der Abtönung der Streicher und im Vortrag durch Vermeiden jeder Ueberschwenglichkeit einen ansprechenden Eindruck. — Nicht ganz das gleiche kann vom Wiener Streichtrio Wolfgang Poduschka, Karl Stierhof, Otto Blecha, am Klavier Eduard Mrazek behauptet werden. Das Trio a-moll von Reger kam mit dem Streben nach Abstraktion und Linearität am besten weg; bei Schumann Quartett in Es hielt der Pianist noch am sichersten den Geist des Werkes fest, bei Mozart g-moll-Quartett, Kv. 478 ließ auch das Klavier der Sachlichkeit zu viel Raum, die Streicher klangen entsprechend kühl.

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