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Die Bakchantinnen

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Zur Feier des 75. Geburtstages von Egon W e 1-1 e s z gab es im Österreichischen Rundfunk eine konzertante Aufführung der zweiaktigen Oper „D i e Bakchantinnen“. Wir beabsichtigen, eine unserer nächsten Musik-Sonderseiten dem Werk des bedeutenden Musikforschers und Komponisten Egon Wellesz zu widmen und weisen daher heute nur kurz auf diese Oper hin. Auf das Sujet hatte seinerzeit Hugo von Hofmannsfhal den jungen Komponisten aufmerksam gemacht, das sprachschöne Libretto hat sich Wellesz selbst geschrieben. — Dionysos, der Sohn des Zeus und der Semele, kehrt in seine Heimat zurück, um an Agave, der neidischen Schwester Semeies, den Tod seiner Mutter zu rächen. Dionysos schlägt Agave und die Frauen Thebens mit Verblendung, daß sie Haus und Stadt verlassen, um in den Bergen nächtliche Feste zu feiern. Der junge Pentheus, der Sohn Agaves, will Dionysos entlarven, wird aber von den Bakchen verjagt und zu Tode gehetzt. — Egon Wellesz hatte die Komposition dieses Textes gegen Ende des Jahres 1930 abgeschlossen, und bereits am 20. Juni 1931 wurde das Werk an der Wiener Staatsoper unter Clemens Krauss uraufgeführt. Damals begann Wellesz, sich vom Einfluß Schönbergs zu emanzipieren und einen eigenen Stil zu entwickeln. Hier, in den „Bakchantinnen“, geschieht es in An-sürig an die . Strebte*'und Monumentalität des nas : von Euripides.\Wellesz betreibt, weder .in seinem Text noch in seiner Musik, keine jener modischen „Verfremdungen“, sondern nimmt die Tragödie der Agave und der Bakchen ernst und groß. Harmonisch ist die Oper von Wellesz freitonal, die Intervallschritte sind, sowohl im Chorsatz als bei den Solisten, durchaus kantabel, die Rhythmik i6t stark ausgeprägt und lapidar (manche Seite dieser Partitur könnte auch in Weills „Bürgschaft“, bei Roussel oder Prokofieff stehen). Der Gesamteindruck ist stark und keineswegs der Zeit, in der diese Musik entstand, verhaftet. — Der Österreichische Rundfunk, Studio Wien, hat keine Anstrengung gespart, um eine Modellaufführung herauszubringen. Das zeigt bereits die Besetzung der Hauptpartien mit Paul Schöffler, Christi Goltz, Ludwig Welter, Kurt Böhme und Fritz Uhl. Chor und Orchester des Österreichischen Rundfunks dirigierte Miltiades Caridis. Dem Spielleiter Dr. Hans Sachs gelang es, von der Dramatik des Bühnengeschehens auch dem Hörer am Rundfunkgerät etwas zu vermitteln.

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