Die Remasuri drausst in Hietzing

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"Drausst in Hietzing gibt' s a Remasuri": So singen es der Josef und seine Pepi in der Operette "Wiener Blut" von Johann Strauß. Es gab nämlich einmal so etwas wie das Wienerische, als die Sprache noch nicht im flapsig deutschen oder modisch geilen Dialekt der Vorstadtweiber verfremdet wurde.

Hietzing ist übrigens der 13. Wiener Bezirk und eine Remasuri ein als chaotisches Durcheinander bezeichneter Zustand. An dem Haus in der Maxingstraße, in dem Johann Strauß seine "Fledermaus" komponierte, gibt es eine der wenigen Gedenktafeln. In Baden bei Wien werden derartige Hinweise vor nahezu jedem geschichtsträchtigen Haus von der Gemeinde errichtet. In Wien verdanken wir sie privaten Initiativen, wie etwa an dem Haus in der Trauttmansdorffgasse, in dem Alban Berg wohnte. Arnold Schönberg schlug sein Quartier nur ein paar Schritte entfernt in der Gloriettegasse auf, da er sein Domizil in der Hietzinger Hauptstraße wegen Anpöbelungen eines antisemitischen Nachbarn verlassen wollte. Keine Erwähnung finden auch Egon Schieles Atelier und Victor Leons Wohnung in der Wattmanngasse. Die Villa des Librettisten der "lustigen Witwe" wird von der Bulgarischen Botschaft genützt. Nach Katharina Schratt, der berühmten Schauspielerin und Vertrauten des Kaisers, ist zwar ein Park benannt, vor der in Privatbesitz befindlichen Villa in der Gloriettegasse gibt es jedoch keinen Hinweis. Auch die Villa für Josef Primavesi, das wichtigste Baujuwel des Mitbegründers der Wiener Werkstätte, Josef Hofmann, ist ohne Hinweis hinter einer Hecke verborgen. Der österreichische Gewerkschaftsbund hat sie in beschämend schlechtem Zustand hinterlassen und der private Eigentümer möchte in dem von ihm restaurierten Kleinod verständlicherweise nicht gestört werden. Wer weiß? Ohne Hinweistafeln lässt sich so manches alte Gebäude leichter verkaufen, dem Verfall preisgeben oder abreißen. Vielleicht verbirgt sich hinter der kulturellen Ignoranz sogar ein System.

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