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Don Giovanni, Butterfly und Vizeadmiral

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Wollte man, nach dem Gesichtspunkt von Glanz und Einheitlichkeit des Stils, die Mozart-Aufführungen der Staatsoper während der letzten Wochen anordnen, so käme eine Parabel heraus. Sie setzte mit der „Zauberflöte“ und „Cosi fan tutte“ an, kulminierte in „Figaro“ und sank mit „Don Giovanni“ unter Rudolf M o r a 11 s Leitung wieder ein wenig ab. Obwohl es auch hier eine brillante Leistung zu bewundern gab: Elisabeth Schwarzkopf als Donna Elvira, Eberhard Wächter in der Titelrolle bot eine überzeugende Talentprobe. Das Hintergründige und Dämonische bleibt er dieser Gestalt noch schuldig. (In den übrigen Partien: Teresa Stich-Randall, Rita Streich, Walter Berry und Anton Dermota.)

„M adame Butterfly“ wurde von Herbert von K a r a j a n dirigiert. Für die indisponierte Sena Jurinac sprang Gerda Scheyrer ein und machte ihre Sache ganz ausgezeichnet. Sie sang diese Partie in

Wien zum erstenmal, und sie sang sie in deutscher Sprache. Daß sie dadurch ein wenig aus dem Rahmen fiel, war nicht ihre Schuld. Die drei männlichen Rollen wurden von guten, aber keineswegs glänzenden italienischen Gästen interpretiert: Giuseppe Zampieri, Enzo Sordello und Enzo Guagni. Die Zu-zuki sang wieder, wie bei der unvergeßlichen Mitro-poulos-Aufführung im September, Hilde Rössel-Majdan, und sie bot auch diesmal wieder eineschöne, runde Leistung. H. A. F.

Ursprünglich hat das Buch des „Vizeadmiral“, der jetzt am Währinger Gürtel vor Anker ging, eine Episode Napoleons in Spanien — wahrlich keine Operettenaffäre — als Grundlage benützen wollen. Das Bemühen der Volksoper, für die Freunde der heiteren Muse immer erneutes Altes in Anbetracht des Neuen, das nicht alt werden kann, herbeizu-

schaffen, muß anerkannt werden. Vorweg hat die Inszenierung durch Werner Kraut ein Feuerwerk von Einfällen rund um die Drehbühne abgebrannt, von dem das meiste auch leuchtet, und Walter H o e s s 1 i n ein wandlungsfähiges, buntes, nach der Tiefe und Höhe wohlberechnetes Bühnenbild für das Vorspiel und die drei Akte hingestellt. Der Textbearbeiter Kurt Nachmann hat seine Sache nicht schlechter gemacht als ehedem Zell und Genee, und es ist anzunehmen, daß in den Couplets der Stoff für aktuelle Anspielungen nie ausgehen wird, solange die Operette auf dem Spielplan bleibt. — Die musikalische Neubearbeitung stammt von Franz Salmhofer und dem Dirigenten des Abends, Anton Paulik. Ia, kein leichtes Werk! Es kann nicht abgeleugnet wrden, daß der „Vizeadmiral“ eben kein „Bettelstudent“, ja nicht einmal ein „Gasparone“ ist. Ein paar Walzerlieder, etliche resche Marschrhythmen, der Versuch einer Polonäse — und wir sind schon am Ende. Doppelt wichtig wäre es daher gewesen, durchweg die sängerischen Leistungen aufs höchste zu steigern. Allein hier war das schwächere Geschlecht das stärkere (Lotte R y s a-n e k, Elisabeth S o b o t a). Seit ein Waldemar nicht mehr ist, haben wir keinen Operettenkomiker von

Format, und nur ein solcher hätte — vielleicht — hier etwas ausrichten können. — Bleibt ein uneingeschränkt zu Lobendes: das Ballett (Choreographie: Dia Luca). Und bleibt — neben der Orchesterleitung — der trefflich disponierte Chor, der Volksoper. Großer Beifall daher vor allem für das Ballett, aber auch für die wendige Satire einerj Lotte Lang.

Von dem feurigen und beschwingten Auftakt der „Euryanthe“-Ouvertüre bis zu den ritterlich-festlichen Bläsergängen ihres Schlusses entfalteten die Wiener Philharmoniker unter dem Dirigenten Carl Schuricht eine- einzige geschlossene Linie wahrhaft bezwingenden romantischen Musizierens. Bei Schuberts Symphonie Nr. 5, deren unverkünstelte Interpretation besonders auffiel, wurde dies noch mehr ersichtlich. Nirgends wurde um eines Effekts wegen das Tempo zurückgehalten, nirgends eine Instrumentalgruppe in den Vordergrund gestellt. Eine solche Deutung kam den Wesensgehalten der gespielten Werke am nächsten und wurde — das bewies der herzliche Beifall — • auch verstanden und gewürdigt.

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