Egmont - ©  Monika Rittershaus

"Egmont" im Theater an der Wien: Von Gier und Hoffnung

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Das Theater an der Wien hat sein Beethoven-­Fest 2020 mit einem Auftragswerk gestartet, einem neuen „Egmont“ von Christian Jost, überzeugend bebildert von Keith Warner.

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Das Theater an der Wien hat sein Beethoven-­Fest 2020 mit einem Auftragswerk gestartet, einem neuen „Egmont“ von Christian Jost, überzeugend bebildert von Keith Warner.

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Wie kann man in einem Beethoven­-Jahr, in dem landauf, landab seine populären Werke – vorrangig die Symphonien, die Konzerte und seine einzige Oper „Fidelio“ – präsentiert werden, neues Interesse für diesen Komponisten entfachen? Etwa mit originellen Ausstellungen, unkonventionell konzipierten Konzerten, mit Uraufführungen? Diesen Weg beschreitet das Theater an der Wien, jenes Haus, das mit Beethoven besonders verbunden ist als Uraufführungsort einiger seiner Symphonien, der beiden ers ten Fassungen des „Fidelio“, und wo er einige Zeit auch gewohnt hat. Und zwar in der Zeit, als er an der Urfassung des „Fidelio“, „Leonore“, schrieb.

Selbstredend, dass bei diesem bis in den Mai dauernden Beethoven­Fest auch eine Neuinszenierung des „Fidelio“ auf dem Programm steht. Die aber ist erst für nächstes Monat avisiert. Begonnen wurde diese Perspektive mit einer Novität: einer im Auftrag des Theaters an der Wien entstandenen „Oper in fünfzehn Szenen“, wie der renommierte deutsche Komponist und Dirigent Chris tian Jost sein eineinhalbstündiges Musiktheater „Egmont“ untertitelt. Und das lässt selbstverständlich unverzüglich an Beet hoven denken: an seine „Egmont“­Bühnenmusik, die er um 1809/10 für Aufführungen von Goethes gleichnamigem Trauerspiel am Wiener Burgtheater kreierte. Gesamt hört man sie selten, nur die effektvolle Ouvertüre hat es ins Repertoire geschafft.

Aber kaum etwas von dieser Musik findet sich in Josts betont eigenständiger Auseinandersetzung mit diesem Stoff nach einem Libretto von Christoph Klimke, an dem der Komponist auch mitgearbeitet hat. Als episches Gedicht hat Jost das Werk angelegt, die Szenen durch Zwischenspiele verbunden, was einen steten musikalischen Fluss garantiert. Träumerischer Idealismus, hier durch den Titelhelden symbolisiert, alleine garantiert noch keinen Umschwung.

Das ist eine der wesentlichen Botschaften dieses vor dem Hintergrund des Konflikts der um Freiheit von ihren katholischen, spanischen Herrschern flehenden, sich mittlerweile dem Protestantismus angeschlossenen Niederländern spielenden Stücks. Aber nicht die große Historie, sondern die Interaktion einzelner Protagonisten steht im Fokus dieser musiktheatralischen Auseinandersetzung, die zuweilen Realität und Vision koppelt, ihre eigentliche Kontur erst durch die szenische Umsetzung durch Keith Warner, mittlerweile einer der besten Kenner der Bühne des Theaters an der Wien, erfährt.

Stimmungsvolle Inszenierung

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