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Ein lustvolles Risiko

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Das Theaterieben wurde aufregender, seit Dominique Mentha vor zwei Jahren das Landestheater übernahm.

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Das Theaterieben wurde aufregender, seit Dominique Mentha vor zwei Jahren das Landestheater übernahm.

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Gelingt uns eine sicht- und spürbare Auseinandersetzung mit der Gegenwart, erkennen wir in den alten Mythen und Bühnenstücken unsere Wirklichkeit wieder, reiben wir uns an den Realitäten der Umwelt?“ Diese Fragen stellte im Herbst 1992 der neue Intendant des Tiroler Landestheaters, Dominique Mentha, an den Beginn seiner Arbeit.

Der 36jährige Schweizer hat sich einiges vorgenommen: „Lustvoll das Risiko eingehend, mutig die Niederlage riskierend, hoffend, das Abenteuer zu bestehen“ will er das Tiroler Publikum langsam an die Moderne heranführen.

Offenbar ist er dabei doch etwas zu rasant vorgegangen, denn das p. t. Publikum, ein Vierteljahrhundert an die gediegenen und moderaten Inszenierungen unter Menthas Vorgänger Helmut Wlasak gewöhnt, begann alsbald zu protestieren und zu streiken. Das „Liebeskonzil“ von Oskar Panizza wollten manche aufrechte Tiroler sogar verbieten lassen.

Fazit nach der ersten Spielzeit im Dreispartenhaus mit Stücken wie „Melodies du Malheur“ von Jerome Savary, „Oedipus Rex“ von Igor Strawinsky, „Der Weibsteufel“ von Karl Schönherr und das Tanztheater „Lamento“ von Hermann Broch, ergänzt mit eigenwillig inszenierten Rennern wie „Don Giovanni“, „La Traviata“ und „Eine Nacht in Venedig“; zweitausend Abonnements wurden storniert. Aber weit über die Landesgrenzen drang der Ruf, daß sich in Innsbruck auf dem Theater sektor „etwas tut“. Menthas zweite Spielzeit, 1993/94, brachte eine gewisse Beruhigung ins Land und das Tiroler Landestheater avancierte zu einer der interessantesten Landesbühnen Österreichs. Der Abonnentenschwund konnte durch den freien Verkauf, vor allem an junge Besucher, weitgehend wettgemacht werden.

Dem als Sänger und Regisseur ausgebildeten Intendanten gelang es, ein Ensemble junger, aufgeschlossener und fähiger Mitarbeiter zu formen, mit dem er seine zeitnahen Vorstellungen anspruchsvoll verwirklichen kann. Für den Spielplan kreiert er eine abwechslungsreiche Mischung von Musicals, Operetten, Schauspiel und zum Teil selten aufgeführten Klassikern der Moderne. Auch das Tanztheater, geleitet von Eva-Maria Lerchenberg-Thöny, nimmt nun einen festen Platz ein.

Diese anregende Melange wird in der neuen Spielzeit fortgesetzt. Nach dem Saison-Auftakt mit „La Boheme“ verspricht das Musical von Howard Ashman und Alan Menken „Der kleine Horrorladen“ Witz und Humor, (1. Oktober). „Die Hochzeit des Figaro“ (7. Oktober) inszeniert Mentha selbst. Mit dem Musiktheaterwerk „Die Eroberung von Mexico“ von Wolfgang Rihm wagt sich der Intendant an eine österreichische Erstaufführung (5. November). Im Dezember hat dann „Boccaccio“ von Franz von Suppe Premiere. „Macbeth“ von Heiner Müller, „Der Liebestrank“ von Gaetano Donizetti, „Tartuffe“ von J. B. Moliere und „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber ergänzen das Programm.

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