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Ein Nachholprozeß

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Der Budgetnotstand macht auch vor Erfolgen nicht halt: Für 1995 wurden Zuschüsse, Dauer und Musikangebot des Festivals schmerzhaft gekürzt. Als Abbado protestierte und zu gehen drohte, wurde ihm immerhin für 1996 ein Festival im großen Umfang zugesichert.

Die Sparmaßnahmen wirkten sich dank der Sponsoren nicht so drastisch aus wie befürchtet: Wien modern 1995 konnte in 23 Konzerten eine Reihe wichtiger Bilanzen ziehen; Interpreten wie Abbado, Mauricio Kagel, Hans Zender, Dennis Russell Davies, Arturo Tamayo, Michael Gielen, Nicholas Cleobury, Ingo Metzmacher, das Klangforum Wien, Arditti-Quar-tett und viele andere gaben den extrem schwierigen Wiedergaben höchstes Niveau.

In der Reihe der „Schlüsselwerke" italienischer Musik - von Altmeister Dallapiccola über die „Darmstädter" Maderna, Donatoni, Petrassi und Nono und den Miterfinder grafischer Notation, Sylvano Bussotti, bis zur jungen Garde um Marco Stroppa -beeindruckte besonders die szenische Aufführung von Battisteiiis mystisches „Teorema" (nach Pasolini; mit Roman Zeilinger) und die Akribie, mit der das extrem intellektuelle Schaffen des großen Eigenbrötlers Giacinto Scelsi, einer Kultfigur der Moderne, vorgestellt wurde.

Zum Nachholprozeß für Wien wurden die Aufführungen von Hauptwerken des Argentiniers Mauricio Kagel: Werke wie „St. Bach Passion", „Der mündliche Verrat", sein Film „Ludwig van" und viele „Hörstücke" vergegenwärtigen, wie dieser Multimedia-Meister und „Kauz der neuen Musik", seit den sechziger Jahren mit Ideen, Formen, Traditionen abrechnete und sie in seinem Schaffen parodierte.

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