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Feuersnot und Zauberflöte

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Der österreichische Rundfunk, Studio Wien, brachte in einem öffentlichen Konzert eine konzertante Aufführung der Oper „Feuersnot“ von Richard Strauss. Da eine (bestimmt wirkungsvollere) szenische Aufführung dieses Jugendwerkes von Strauss nicht in Aussicht steht, kommt dieser konzertanten Wiedergabe besondere Bedeutung zu. Der Text von Ernst v. Wolzogen ist schwülstig (zuweilen vermutlich mit Absicht), die Musik schwer gepanzert mit großem Orchester (aus dem sie nichtsdestoweniger immer wieder zu leichter volksliedartiger Geschürztheit ausbricht), der inhaltliche Vorgang als solcher frech und fröhlich und würde in späteren Jah-*. TMXsftytaii. Strauss,., „wobj, Jür^, Ka,ramer-orchester ikomponiert worden i sein. Die Wiedergabe litt unter der Schwerverständlichkeit des Textes und der Fülle der Personen, die man nach der kurzen Inhaltsangabe des Programmheftes schwer identifizieren konnte. Heinz Friedrich als Kunrad hat keine große, doch eine kultivierte Stimme, Marcella Pobbe (Diemut) wirkte manchmal stimmlich überanstrengt. Sehr gut die drei Gespielinnen, Elisabeth Eben, Marie Therese Escribano und Gertrud Burgsthaler. Am besten der Chor, stimmlich, dynamisch und ausdrucksmäßig vorbildlich, und das Orchester, dem man gelegentlich im Interesse der Sänger einen Dämpfer gewünscht hätte. Ernst Märzendorfer als Dirigent hatte die große Schar der Mitwirkenden gut in der Hand und gestaltete die Aufführung so eindrucksvoll, wie es ohne Bühne möglich war.

In der ,£auberflöte“ von Mozart (Staatsoper im Theater an der Wien) sang Thomas O'Leary den Sarastro. Sein schönes, weiches und fülliges Organ, in der Tiefe wohl mit wenig Substanz, in der Höhe noch nicht rund, vermag trotzdem ausdrucksmäßig die Rolle mit menschlicher Wärme zu füllen. Spiel und Erscheinung sind, besonders im zweiten Akt, von edlem Pathos. Die Königin der Nacht sang Lucia Popp, eine etwas junge Königin, der man die erwachsene Tochter nicht recht glaubte; stimmlich jedoch, von ein paar Unzulänglichkeiten abgesehen, von erstaunlicher Tragkraft und Beweglichkeit und klanglicher Schönheit. Pamina war Vilma Lipp, Tamino Waldemar Kmennt. Die sind bei uns zu Hause, und man freut sich der heimischen Schätze. Papageno und Papagena: Heinz Holecek und Liselotte Maikl spielten gut zusammen, wenn auch an der äußersten Grenze zur Operette. Peter Klein als Monostatos gab dem Mohren ein paar menschliche Züge, das Damenterzett, Gundula Janowitz, Mar-gerete Sjöstedt und Hilde Rössel-Majdan, lockte Tamino und Papageno nicht nur stimmlich und nur dem Textbuch entsprechend vergebens. Felix Prohaska am Dirigentenpult war ein kluger und erprobter Führer.

Im ersten Konzert des Beethoven-Zyklus der Gesellschaft der Musikfreunde spielten die Tonkänstler unter Heinz Wallberg die Egmont-Ouvertüre sowie die Erste und Dritte Symphonie. Die frappante Leistungssteigerung des Orchesters hatte in der Egmont-Ouvertüre ihren ersten Höhepunkt. Neben aller Exaktheit der Wiedergabe mit ihren agogischen und dynamischen Akzenten spürte man vor allem das „Vorspiel zu einer Tragödie“, die dramatischen Momente, die allein den hymnischen Aufschwung des Schlusses rechtfertigen. Nach einer liebevollen Wiedergabe der noch in Haydns und Mozarts Erbe sich bewegenden Ersten Symphonie erreichte das Konzert seinen zweiten Höhepunkt in der gestrafften Wiedergabe der „Eroica“, in deren Trauermarsch die tragischen Züge der Ouvertüre, vertieft und verklärt, wieder auflebten. Aber auch die leichte Hand für die Scherzi war vorhanden. Die Zusammenarbeit von Dirigent und Orchester ist außerordentlich erfreulich.

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