6660712-1960_04_15.jpg
Digital In Arbeit

Für Dr. Schweitzer

Werbung
Werbung
Werbung

Der Österreichische Rundfunk, Studio Wien, gedachte gemeinsam mit der Österreichischen Albert-Schweitzer-Gemeinde bei einer öffentlichen Feier des 85. Geburtstages des „Urwalddoktors“, in deren Mittelpunkt die Uraufführung der Ode auf Lambarene „Das Selbstverständliche ist die Güte“ des Wiener Komponisten Karl Maria Brand-s t e 11 e r stand. Der Text, vom Präsidenten der Schweitzer-Gemeinde, Karl Schulhofer, verfaßt, trägt eine starke werbende und didaktische Note. Das Gefühl wird von der humanitären Idee her angesprochen. „Du mußt das Selbstverständliche tun, Doktor Schweitzer“, melden sich immer wieder einzelne und chorische Sprechstimmen. Und: „Das Selbstverständliche ist die Güte“, wird fortgesetzt, nicht immer bittend, oft fordernd — denn wie vielen ist in unserer materialisierten Zeit Güte eine Selbstverständlichkeit?

Die Vertonung hält sich, bei melodramatischer Anlage, vorwiegend an die illustrative Seite. Die Verwendung von rhythmisch gut eingesetztem Schlagwerk und einfachem Bläsersatz vermag die Atmosphäre urtümlichen Volkswesens und der weltverlorenen Urwaldstation gut zu vergegenwärtigen. (Es wirkten mit: das Orchester des österreichischen Rundfunks unter Kurt Richter, der Kinderchor des Rundfunks und der biegsame Sopran von Maria Therese Escribano.) Im weiteren musikalischen Teil brillierte Anton Heiller mit zwei Werken J. S. Bachs, der Schweitzer besonders nahesteht. Schweitzer selbst war als Sprecher und als Organist an der Orgel seiner Heimatkirche von Günsbach über Bandaufnahme zu hören.

In der Festrede von Bischof D. Gerhard May wurde Schweitzer als ein Mann des Gedankens und der Tat vorgestellt. Die Schuld Europas am „dunklen“ Erdteil soll gesühnt werden, darum ging Schweitzer nach Afrika. Der Redner bezeichnete als den Schlüssel zur Persönlichkeit dieses Mannes die „Ehrfurcht vor dem Leben“. Sie trieb ihn zur Tat. Schweitzer lebt das Christuswort: „Ihr alle seid Brüder“, und dieses Leben nannte Bischof D. May eine moderne Heiligenlegende. Adolina nongo bei Lambarene (deutsch soviel wie „der über die Völker Hinaussehende“) bedeutet ein Symbol vom Worte aus. „Für uns ist Lambarene ein Zeichen der Hoffnung“, schloß der Redner.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung