6574772-1950_38_07.jpg
Digital In Arbeit

Gäste aus Ost und West

Werbung
Werbung
Werbung

Von Kamienski am Ende des 18. Jahrhunderts bis herauf zu dem 1937 verstorbenen genialen Szymanowski reicht die national-polnische Operntradition. Als ihr klassischer Repräsen tant wird von den Polen Moniuszko (1819 bis 1872) angesehen, dessen Ouvertüre zu „Halka“ ein von der Österreichisch-Polnischen Gesellschaft veranstaltetes Orchesterkonzert eröffnete,. Die Attraktion dieses ersten Abends der neuen Spielzelt war die noch nicht dreißigjährige Chopin-Preisträgerin des Jahres 1949: H a 1 i na Czerny-Stefanka. Sie spielte, von den Symphonikern unter Rudolf Moralt begleitet, das Klavierkonzert A-dur von Mozart und das in e-moll von Chopin. Mit dem Mozart-Spiel der hochtalentierten Künstlerin konnten wir uns nicht recht befreunden: es war zum Teil unnüanciert, ein wenig schülerhaft, dann wieder exzessiv romantisierend; eher eine Improvisation als eine stilistisch durchgeformte Leistung. Im Chopin-Spiel zeigten sich dagegen die hohen Qualitäten der jungen Künstlerin im besten Licht: Klarheit und Reinheit eines weichen Anschlaqs, vollkommene technische Sicherheit und ein natürliches Gefühl für das Chopinsche Melos. Der physischen Kraft scheinen gewisse Grenzen gesetzt, von ihrer Persönlichkeit geht — vorläufig — keine besondere Faszination aus. Dagegen überraschte die Sicherheit, mit welcher die junge Künstlerin mit dem Orchester zusammenarbeitete. Wie man erfährt, hatte sie Gelegenheit, nicht nur unter günstigsten äußeren Verhältnissen für sich zu üben, sondern auch, vor ihrer Teilnahme am Chopin-Wettbewerb, das Konzert gemeinsam mit dem Orchester zu studieren — ein nicht zu unterschätzender Vorteil, welcher der jungen aufstrebenden Künstlerin durh die Fürsorge des Staates geboten wurde.

Die Erstaufführung der großen historischen Oper „Karl V.“ in Essen — welche uns die Staatsoper seit dem Jahre 1933 schuldig geblieben ist —, die Premiere einer zweiten Kammeroper, „Tarquin“, für sieben Sängerschauspieler und sieben Instrumente in Köln, vor allem aber die Anwesenheit Ernst K r e-n e k s in seiner Vaterstadt Wien nach dreizehnjährigem Aufenthalt und erfolgreichem Wirken in den Vereinigten Staaten lenken unsere Aufmerksamkeit nachdrücklich auf die Persönlichkeit und das Schaffen dieses Komponisten. Der im Jahre 1900 Geborene begann In einer welthistorisch, sozial und künstlerisch ungewöhnlich bewegten Zeit und war — von seiner Erstlingsoper „Zwingburg“ nach einem Text von Franz Werfel über „Das Leben des Orest“ und „Karl V,“ bis zu seinem vorletzten Werk „Tarcniin“, welches das Problem der Diktatur und die Vergewaltigung Österreichs im Jahre 1938 behandelt — bestrebt, den luftleeren Raum zwischen Kunst und Publikum zu durchstoßen, über seine Tätigkeit und seine Erfahrungen in den USA berichtet Krenek in dem Büchlein „Musik im Goldenen Westen und in einem Vortrag in der Universal-Edition am Samstag, den 16. September um 17 Uhr.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung