Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Grau fließt der Rhein …
Arme Rheinitöchter! Kein Mensch kann ihnen verargen, daß es ihnen keine rechte Lust macht, in diesem grauen Gewässer sich zu tummeln und zu jubilieren, in einer Abwässerbrühe, die nur dem Zeitalter totaler Industrialisierung angehören kann. Die Staatsoper präsentierte „Das Rheingold”, den Vorabend zu Wagners „Ring der Nibelungen”, in Karajans Inszene, mit Preetorius’ düstertraurigen Bühnenbildern und mit Hans Wallat als Gast am Dirigentenpult.
Man mag gegen Karajans Regie haben, was man will. Sie war zumindest minuziös, ausgeklügelt, präzise. Ein Konzept war stets spürbar. Das hat sich allmählich verloren. Über lange Strecken scheinen sich auf der Bühne Stellungen und Gesten zwanglos zu ergeben. Wenn auch nicht alles perfekt zusammenstimmt, geht’s doch immer weiter.
Erfreulich war die Begegnung mit Hans Wallat, dem 1929 in Berlin geborenen Dirigenten, der GMD in Bremen ist und in Wien heuer mit „Fidelio” debütierte. Er ist ein Mann mit Elan, ein Routinier, der Sänger zu f ühren und noch besser sie zu begleiten weiß; nämlich so, daß alle Instrumentalstimmen der Partitur plastisch werden, ohne daß auch nur eine Phrase eines Sängers vom Orchester überdeckt wird.
In seinen Bestrebungen, Wagners Werk spannungsgeladen, überaus lebhaft zu gestalten, wurde er von einem ungleichwertigen Sängerensemble unterstützt: Walhalls Scharen, von Otto Wiener, einem Wotan mit stimmklarer Diktion, geleitet, gehörten Gerd Nienstedt als dramatischer Donner und Waldemar Kmentt als sanft-lyrischer Froh an, ferner Jess Thomas als schweifender Gott Loge (mit häufig recht beiläufiger Artikulation), Annelies Burmeister als hoheitsvolle Frička mit samtigem Timbre, Gerda Scheyrer und Hilde Rössel-Majdan als Freia und Erda, beide übrigens recht farblos. Imponierend: Karl Ridderbusch, ein donnernder Fasolt, neben dem Gottlob Frick als Fafner merklich abfiel. Alois Pernerstorfer(Alberich) und Peter Klein (Mime) bewährten sich wie stets. Kaum befriedigend: das Rheintöchter-Terzett der Damen Lotte Rysanek, Sjöstedt, Rössel- Majdan.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!