6769114-1968_46_15.jpg
Digital In Arbeit

Grau fließt der Rhein …

Werbung
Werbung
Werbung

Arme Rheinitöchter! Kein Mensch kann ihnen verargen, daß es ihnen keine rechte Lust macht, in diesem grauen Gewässer sich zu tummeln und zu jubilieren, in einer Abwässerbrühe, die nur dem Zeitalter totaler Industrialisierung angehören kann. Die Staatsoper präsentierte „Das Rheingold”, den Vorabend zu Wagners „Ring der Nibelungen”, in Karajans Inszene, mit Preetorius’ düstertraurigen Bühnenbildern und mit Hans Wallat als Gast am Dirigentenpult.

Man mag gegen Karajans Regie haben, was man will. Sie war zumindest minuziös, ausgeklügelt, präzise. Ein Konzept war stets spürbar. Das hat sich allmählich verloren. Über lange Strecken scheinen sich auf der Bühne Stellungen und Gesten zwanglos zu ergeben. Wenn auch nicht alles perfekt zusammenstimmt, geht’s doch immer weiter.

Erfreulich war die Begegnung mit Hans Wallat, dem 1929 in Berlin geborenen Dirigenten, der GMD in Bremen ist und in Wien heuer mit „Fidelio” debütierte. Er ist ein Mann mit Elan, ein Routinier, der Sänger zu f ühren und noch besser sie zu begleiten weiß; nämlich so, daß alle Instrumentalstimmen der Partitur plastisch werden, ohne daß auch nur eine Phrase eines Sängers vom Orchester überdeckt wird.

In seinen Bestrebungen, Wagners Werk spannungsgeladen, überaus lebhaft zu gestalten, wurde er von einem ungleichwertigen Sängerensemble unterstützt: Walhalls Scharen, von Otto Wiener, einem Wotan mit stimmklarer Diktion, geleitet, gehörten Gerd Nienstedt als dramatischer Donner und Waldemar Kmentt als sanft-lyrischer Froh an, ferner Jess Thomas als schweifender Gott Loge (mit häufig recht beiläufiger Artikulation), Annelies Burmeister als hoheitsvolle Frička mit samtigem Timbre, Gerda Scheyrer und Hilde Rössel-Majdan als Freia und Erda, beide übrigens recht farblos. Imponierend: Karl Ridderbusch, ein donnernder Fasolt, neben dem Gottlob Frick als Fafner merklich abfiel. Alois Pernerstorfer(Alberich) und Peter Klein (Mime) bewährten sich wie stets. Kaum befriedigend: das Rheintöchter-Terzett der Damen Lotte Rysanek, Sjöstedt, Rössel- Majdan.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung