Amahl-still - Berührend: Amahl (Wiener Sängerknabe) und seine Mutter (Dshamilja Kaiser) in Gian Carlo Menottis Oper. - © Foto: Monika und Karl Forster

Hoffnungen: Vorweihnachtliche Opernfacetten und eine Festspielüberraschung

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Mit „Amahl und die nächtlichen Besucher“ und dem „Rosenkavalier“ durch die Weihnachtsfeiertage.

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Mit „Amahl und die nächtlichen Besucher“ und dem „Rosenkavalier“ durch die Weihnachtsfeiertage.

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Am Ende scheint die Mutter (Dshamilja Kaiser) erleichtert. Trotz aller Verzweiflung konnte sie schließlich die Größe und Liebe aufbringen, sich nicht zu sehr an ihren schwer an Krebs leidenden Buben Amahl (Wiener Sängerknabe) zu klammern, damit er schließlich mit den Drei Königen in die ersehnte himmlische Welt gehen kann. Nicht, wie im Original, in einer ärmlichen Hütte in Bethlehem zur Zeit von Christi Geburt, sondern in der klinischen Kälte eines Krankenzimmers lässt Regisseur Stefan Herheim Gian Carlo Menottis Opern-Einakter „Amahl und die nächtlichen Besucher“ im Wiener Museumsquartier ablaufen. Die christliche Weihnachtswundergeschichte wird zur allgemeinen Parabel über Liebe und Hoffnung. Die Mutter wird als Alleinerzieherin gezeigt, die Hirten erscheinen als Engeln im zwischen Krankenhausatmosphäre und Himmelstiege changierenden Bühnenraum mit Stern im Hintergrund (Sebastian Ellrich). Dazu gesellen sich Arzt, Krankenpfleger und Schwester sowie Kaspar, Melchior und Balthasar in gewohntem Dreikönigsgewand. Eine zeitgeistige, durchaus stimmige Neudeutung auf musikalisch hohem Niveau, dank rollendeckender Solistenbesetzung und bestens aufeinander abgestimmter unterschiedlicher Chorensembles sowie den unter Magnus Loddgard musikantisch-souverän aufspielenden Wiener Symphonikern. In einem weiteren Sinn hoffnungsvoll konfrontiert auch das Sujet von Strauss‘ „Rosenkavalier“, der gegenwärtig in einer besonders attraktiven Besetzung im Haus am Ring auf dem Programm steht. Voran Krassimira Stoyanova als tief berührende Marschallin, Günther Groissböck als facettenreich-impulsiver Ochs und Juan Diego Florez erstmals in der Rolle als Sänger. Brillant. Vera-Lotte Boecker, auch das ein Debüt, präsentierte sich als leuchtkräftige Sophie, fehlbesetzt dagegen Kate Lindsey als Octavian. Ihnen allen legte Philippe Jordan am Pult des exzellent aufspielenden Orchesters einen Teppich, wie er idealer nicht hätte sein können. Die demnächst zum 400. Male gezeigte Otto-Schenk-Inszenierung hat allerdings schon reichlich Patina angesetzt. Hoffnung verbindet sich auch mit einer in diesen Tagen bekannt gewordenen Personalentscheidung. Lilli Paasikivi, seit 2013 erfolgreiche künstlerische Leiterin der Finnischen Nationaloper in Helsinki, wird 2025 der an die Spitze der Berliner „Linden“-Oper wechselnden Elisabeth Sobotka als Intendantin der Bregenzer Festspiele nachfolgen. Begonnen hat die 57-Jährige ihre musikalische Karriere als Mezzosopranistin, wo sie sich in der Oper wie im Konzert – hier vorrangig mit Sibelius und Mahler – einen international guten Ruf erarbeitete. Konkret erhofft man mit dieser Bestellung eine Vorreiterrolle des Bregenzer Festivals im Bereich neuer Technologien. Nicht zuletzt hier hat sich Paasikivi in ihrer bisherigen Tätigkeit einen Namen gemacht. Was sie für Bregenz vorhat, ist vorderhand noch ihr Geheimnis.

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