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Jugoslawische Oper und Orchesterparade

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In der Wiener Volksoper fand die Erstaufführung von Jakov Gotovacs „Ero der Schelm” statt. — Man könnte viel Liebenswürdig-Verbindliches über dieses Werk sagen, das nach seiner Uraufführung im Jahre 1935 am Nationaltheater von Zagreb über rund fünfzig Bühnen gewandert ist: über das heitere volkstümliche Sujet, die burlesken Typen, die folkloristisch inspirierte gefällige Musik und den wirkungsvollen Schlußkolo mit Chor und Ballett. All das garantiert eine wirkungsvolle Volksoper, und als solche wollen wir „Ero der Schelm” auch gelten lassen. Untersucht man Nummer für Nummer, Szene für Szene auf ihren Feingehalt, die kompositorische Eigenart und Technik, auf Originalität und- Geschmack, so kommt man zu einem weniger positiven Ergebnis, besonders, wenn man die Partitur von Gotovac etwa mit denen Strawin- skys („Les Noces”) oder Janačeks („Jenufa”, „Das schlaue Füchslein”) vergleicht Gotovacs Harmonik ist konventionell, seine Rhythmik weniger flexibel als die der originalen Volksmusik, die Instrumentation oft dick und grob, der Chorsatz recht massiv. — Die Aufführung in der Volksoper mit jugoslawischen Künstlern als Spielleiter (Tito Strozzi), Dirigenten (Berislav Klobucar), Choreographen (Ratko Andric) und dem Darsteller der Titelpartie (Josip Gostic) war vor allem optisch erfreulich. Mit den herrlichen, farbenprächtigen Kostümen hat Alice Maria Schlesinger eine Meisterleistung vollbracht. Stefan Hlawa hat sehr geschickt die entsprechenden Bühnenbilder (Tenne, Mühle und Jahrmarkt) auf die Drehscheibe montiert. In den Hauptrollen: Sonja Mottl, Hilde Rössel-Majdan, Oskar Czerwenka und August Jaresch. Die neue deutsche Uebertragung von Ernst Hartmann nach der Uebersetzung von Rosa Dvornik-Cobenzl, wird sich wohl bei allen künftigen Aufführungen des Werkes durchsetzen.

Nach den Wiener Symphonikern, die das Eröffnungskonzert des 8. Internationalen Musikfestes bestritten, erschien am zweiten und dritten Abend das berühmte „Orchestre de la Suisse Roma n d e” unter seinem ständigen Dirigenten Ernest Ansermet auf dem Podium des Großen Konzerthaussaales. Die Intrada — zwei Hymnen des Schweizer Komponisten Willy Burkhard (1900—1955) und Beethovens Klavierkonzert c-moll mit Claudio Arrau als Solisten — wirkte etwas matt. Auch B a r 16 k s „M usik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta” haben wir schon intensiver gehört. Mit Ravels „La Valse”, Martins Violinkonzert (Solist: Hans Heinz Schneeberger), Debussy „Iberia” und Strawinskys „Petruschk a”-Suite bestätigte das ausgezeichnete Orchester seinen Ruf und feierte durch die authentische Interpretation dieser Werke wahre Triumphe. Wie Ansermet, der temperamentvolle Professor am Pult, das Orchester an den dramatischen und dynamischen Höhepunkten, wo andere Dirigenten sich wie tobende Derwische gebärden, mit souveräner Ruhe und knappsten Bewegungen in der Hand behält, erregte ebenso Bewunderung wie die Klangkultur und die vollkommene Homogenität des Ensembles.

Im gleichen Jahr, wie das „Orchestre de la Suisse Romande” (1918) wurde das „Cleveland Symphony Orchestra” gegründet. Nach Nicolai Sokoloff und Artur Rodzinski trat vor zehn Jahren George Szell an die Spitze dieses virtuosen Ensembles, das mit einem interessanten und anspruchsvollen Programm in Wien debütierte. Nach der hinreißend gespielten Ouvertüre „Römischer Carneval” von Berlioz erreichte das Orchester mit den brillant vorgetragenen „Symphonischen Metamorphosen über Themen von Carl Maria von Weber” von Hindern i t h einen ersten Höhepunkt. In Richard S t r a u s s’ „Don J u a n” und Debussys drei symphonischen Skizzen „La Me r” konnte man ein Ensemble von unfehlbarer Präzision und hellem, differenzierten Klang bewundern. Die Novität des Konzerts, eine „Musik für Orchester” op. 50 des amerikanischen Komponisten Wallingford R i e g g e r war wenig eindrucksvoll. Der Beifall für die Gäste war so lebhaft und andauernd, daß sie — wie die Schweizer — Zugaben spielen konnten.

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