Kameliendame als Fotomodel

Werbung
Werbung
Werbung

Sie ist nicht nur eine exzellente Sängerin, die mit allen Spitzentönen, sicheren Koloraturen und tiefem, innigen Ausdruck punkten kann. Claudia Boyle ist auch eine tolle Singschauspielerin, die zudem noch mit ihrem Sexappeal punkten kann. Deswegen ist es auch kein Wunder, dass Regisseur Richard Brunel in seiner Inszenierung von Giuseppe Verdis "La Traviata" zur Eröffnung der diesjährigen Saison am Stadttheater Klagenfurt die irische Sopranistin noch mehr als üblich in den Mittelpunkt stellt.

Der französischen Regisseur, der am Stadttheater schon 2015 Francis Poulencs "Dialogues des Carmélites" sehr erfolgreich in Szene gesetzt hat, versetzt die Geschichte der "Kameliendame" von Alexandre Dumas in die Gegenwart. Für ihn ist Violetta ein in der Schickimicki-Szene heiß begehrtes Fotomodel. Ihr ehemaliger Liebhaber, aber noch immer ihr Fotograf, ist Baron Douphol (exzellent: Nicholas Crawley), der gleich zu Beginn bei einer Vernissage ihre groß dimensionierten Bilder der Gesellschaft zur Schau stellt. Er begehrt Violetta weiterhin und tritt deshalb immer wieder als Rivale von Alfredo auf. Dieser ist ein ständig Reden haltender Politiker, ein Mann der Öffentlichkeit, und wird von Giordano Lucá mit ausnehmend schönem und höhensicheren Tenor gesungen. Da fällt Domenico Balzani als sein unerbittlicher Vater Giorgio Germont mit seinem reifen Timbre und seinen Intonationsproblemen schon gewaltig ab. Untadelig und ausgewogen singt der Chor des Hauses (Einstudierung: Günter Wallner).

Ansprechende Gesangsleistungen

Die Personenführung auf der mit den praktikablen, einfachen Elementen ausgestatteten Bühne, die sich viel zu oft dreht, ist sehr detailideenreich und ausgefeilt. Der Regisseur legt Wert darauf, die inneren Gefühle der Protagonisten gekonnt nach außen zu kehren und wertet auch die Nebenfiguren, deren Gesangsleistungen alle von sehr ansprechender Qualität sind, immens auf. Entbehrlich erscheinen eine längere, erotische Filmsequenz sowie unendlich viele Röntgenbilder und Geräusche von medizinische Geräten beim Szenenumbau und Aktwechsel.

Unter der Stabführung der ersten Kapellmeisterin des Stadttheaters, der jungen Litauerin Giedr´e Slekyte spielt das Kärntner Symphonieorchester Verdis eingängige und populäre Melodik fast ohne Striche mit teils ungewohnt flotten Tempi und vielen dynamischen sowie emotionalen Nuancen. Stehende Ovationen!

La Traviata Stadttheater Klagenfurt 27., 29. Sept., 6., 11., 14., 17. Okt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung