6768309-1968_43_14.jpg
Digital In Arbeit

Keine Idealbesetzung

Werbung
Werbung
Werbung

Die Neueinstudierung der „Arabella“ von Richard Strauss im Nationaltheater, die erste Premiere dieser Spielzeit, fordert zum Vergleich heraus. Jahrelang galt die Münchner „Arabella“ (sie ist auch auf Schallplatten festgehalten) als glücklichste Inszenierung der Ära Keilberth-Hartmann, und bei den Festspielen war diese Aufführung auch immer am schnellsten ausverkauft. Es war die Besetzung mit Lisa Della Casa, Anneliese Rothenberger, Dietrich Fischer-Dieskau, Ira Malaniuk, Karl Christian Kohn und Fritz Uhl. Kohn und Uhl sind geblieben, und geblieben sind auch Rudolf Hartmann als Regisseur, Herbert Kern als Bühnenbildner und W. F. Adlmüller als Schöpfer phantastischer Kostüme. Es sei vorweggenommen, daß Claire Watson ein vollwertiger Ersatz Lisa Della Casas wurde, sie ist eine bildschöne „Arabella“, bezaubernder Mittelpunkt der Aufführung, ausdrucksvoll und anmutig in Stimme und Spiel. Aber das Geheimnis der „alten“ „Arabella“-Aufführung war eine absolute Geschlossenheit, und die vermißt man jetzt in vielen Details, obwohl sich Rudolf Hartmann alle Mühe gab, erneut eine Idealbesetzung zu erarbeiten.

Neben Claire Watson haben es die Neulinge dieser Inszenierung selbstverständlich schwer. Gertrud Freed- mann hat sich sehr bemüht, in die äußerst schwere Partie der „Zdenka“ hineinzuwachsen, und sie macht schon erstaunliche Fortschritte. Allerdings muß hier gesagt werden, daß die Bayerische Staatsoper ein Werk wie „Arabella“ nur nach den Maßstäben besetzen dürfte, die von Strauss selbst und später von Knap- pertsbusch über Clemens Krauß bis zu Keilberth gesetzt wurden. Das trifft auch für Hans Günter Nöcker zu, der sich redlich um die Rolle des Mandryka bemüht, der aber nicht zu der Persönlichkeit findet, die Voraussetzung zur Glaubwürdigkeit dieser Gestalt ist. Völlig unzureichend ist Horst Hoffmann als Matteo, sein Tenor ist in keiner Weise ausreichend für diese sehr wichtige Rolle.

Heinrich Hollreiser dirigierte routiniert. Die Befürchtung, Keil- berths Tod würde erst im Laufe der Zeit in ganzer Tragweite erkennbar, hat sich nachdrücklich bewahrheitet.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung