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Klang-Plädoyer
In der zweiten Hälftedes „styriarte”-Festivals bildete zunächst ein feinsinnig gestaltetes Schubert-Schumann Liedprogramm einen weiteren Höhepunkt, in dem Christoph Pregardien, begleitet von Andreas Staier am Hammerklavier, vor allem in der „Dichterliebe” alle Register seiner nuancierten Vortragskunst ziehen konnte.
Reeindruckend war dann auch die erste Interpretation der „Jupiter”-Symphonie von Mozart auf Originalinstrumenten durch den Concentus musicus unter Nikolaus Harnoncourt: Das Finale hinterließ den Eindruck eines veritablen musikalischen „Sturmes aus dem Paradies” im Sinne Walter Benja-mins. Noch nie waren die fünf Themen je so transparent und gefügt, und doch so unmittelbar lebendig hörbar geworden wie an diesem Abend - ein klingendes Plädoyer für den undogmatischen Einsatz von Originalinstrumenten gerade für die Musik der Wiener Klassik. Das zentrale musikalisch-geistige Ereignis der heurigen „styriarte” schließlich bildete die Aufführung der Nelson-Messe von Joseph Haydn in der Pfarrkirche von Stainz, wieder unter Harnoncourt. Ganz deutlich war zu spüren, wie dessen vorangegangene radikale Deutung der beiden Schubert-Messen auch auf Haydns Musik „abfärbte”: als Naturtrompeten und Pauken gänzlich unerwartet ins „Renedictus” hineinschmetterten, um selbst im „Dona nobis pacem” noch Angst und Unruhe zu verbreiten, wurde der Gehalt eines Kunstwerkes einer fremden Epoche zu einer zentralen Erfahrung unserer eigenen Zeit.
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