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„Manon“, „Ariadne“ und die ersten Konzerte

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Wir haben seinerzeit nach der Premiere ton Puccinis „Manon Lescaut“ in der Staatsoper die in jeder Hinsicht mustergültige, einfallsreiche und sorgfältige Regie Günther Rennerts ebenso gewürdigt wie die malerischen und suggestiven Bühnenbilder Stefan Hlavas. Nun erhielt diese feine, jugendfrische Oper Puccinis durch Dimitri M i t r o-p o u 1 o s am Pult einen orchestralen Glanz, der zuweilen fast blendete. Wenn einmal auch für die beiden Hauptpartien, das unsterbliche Liebespaar Manon-Des Grieux, zwei fesselnde Darsteller gefunden werden (Karla Martinis und der junge tschechische Tenor Ivo Zidek sangen ihre Partien recht schön und sauber), dann werden wir eine Aufführung haben, der man das, Prädikat „großartig“ wird zuerkennen dürfen.

„A r i a d a e“ von S t r au s s und Hofmannsthal hat zwei Teile: das Vorspiel im Palais eines reichen Mannes tmd die heroische Opera seria. Sie müssen, in der Inszenierung der Staatsoper, gesondert bewertet werden. Im ersten Teil gibt Irmgard Seefried den jungen Komponisten so temperamentvoll, natürlich und eindringlich, daß viele Kolleginnen von der Sprechbühne sie um diese Leistung beneiden, ja bei ihr in die Schule gehen können. Auch Regie und Bühnenbild lassen kaum einen Wunsch offen. Im zweiten Teil glänzt und bezaubert Hilde Güden durch makellose Koloraturen, und hochintelligentes Spiel. Hervorragend auch die Besetzung der übrigen Partien mit Hilde Zadek als Ariadne, Panf höffler als Musiklehrer tmd dem bewährten Bunffo — und Damenterzett. Josef Gostic als Bacchus befriedigt nur stimmlich. Aber er kennte auch darstellerisch nicht retten, was die Regie von seinem Auftritt an unbefriedigend gelöst hat. Dieser Schluß, der „Ariadne“ ist eine einzige große Peinlichkeit. Bacchus „erscheint“ nicht wie ein Gott, sondern wie ein x-beliebiger Abenteurer auf der Insel. Die Musik strahlt — und auf der Bühne wird es dunkel. Was soll der unglückliebe Zwischenvorhang und die Verwandlung -der südlich-mythologischen Landschaft in ein nordisches Niflfreim?' Auf diese Schwächen der Inszenierung wurde wiederholt hingewiesen- Leider ohne jeden Erfolg. Dagegen können auch Rmdolf Moralt und die brillant spielenden Philharmoniker nicht an.

Die heurige Wiener Konzertsaison begann am vergangenen Sonntag mit drei Veranstaltungen. In ihrem 1 Abcnnernentkonzert spielten die Philharmoniker unter Dtaiitri Mitroponlos die symphonische Dichtune „Pelleas und Melisande“ von Arnold Schönberg und „Eine Alpensinfonie“ von Richard Strauss, der übrigens als Anreger Schönbergs gelten kann, da er diesem, im Uraufführungsjahr von Debussys Meisteroper, Maeterlincks Drama als Opernstoff empfohlen hatte. Das Genre — Tondichtung und Monumentalgemälde — war ebenso zeitbedingt wie jene- universelle nachwagjierische Tonsprache, in der gewisse Frnhwerke Pfitzners, vieles von Richard Strauss, Reger und Schillings abgefaßt sind und die, hörte man sie zum ersten Male, nur der Kenner unterscheiden könnte. Eine gewisse Introversion und Verfeinerung, freilich auch ein Uebermaß an Giros und Kontrapunkt heben SchönbeJg von seinen Zeitgenossen ab. Dimitri Mitropoulos — hochsensibel, temperamentvoll und genau — erregte Bewunderung durch eine phänomenale Gedächtnisleistung, indem er diese überchargierte tmd recht diffuse Partitur auswentfig interpretreite.

Gleichzeitig fand in großen Setrdesaal des Oesterreich, ische n Rundfunks. das erste öffentliche Konzert der Wiener Symphoniker unter Heinrich Hollreiser statt. Wir hörten hier zwei Sätze aus denr 2. Klavierkonzert von Raehmaniuow (mit Ruslana Antonowicz als Solistin) und Strawinskys Falleftmusik „Jeu de Carfes“ von'1936.

Hollreiser und die Symphoniker waren auch die Ausführenden des traditionellen Orchesterkonzerts auf dem H e i I i g eit! tä ite r Pfarrplatz. Nach Mozarts Jupiter-Symphonie erfreute; eine besonders- geglückte Wiedergabe der Siebenten von Beethoven.

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