Marx' Theorien, gar nicht sperrig

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Buchtipp von Furche, Stube und Institut für Jugendliteratur

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Arbeitswerttheorie, Akkumulation, Zirkulation -die Begriffe, mit denen sich Karl Marx in seinen Schriften auseinandersetzte beziehungsweise an denen er sich abarbeitete, sind durchaus sperrige, zudem sind seine Texte durch die historische Distanz auch sprachlich herausfordernd. Wie also kann es gelingen, sein Leben, vor allem aber sein Denken für ein jugendliches Lesepublikum aufzubereiten?

Der deutsche Sachbuchautor Wolfgang Korn hat bereits vor zehn Jahren mit "Die Weltreise einer Fleeceweste -Eine kleine Geschichte über die große Globalisierung" (Bloomsbury) bewiesen, dass auch so komplexe Sachverhalte wie die Globalisierung gut nachvollziehbar werden, wenn man sie an einem konkreten Beispiel aus der Alltagswelt durchspielt. Ähnlich geht er in seiner Marx-Biografie vor, indem er gleich zu Beginn des Buches die Relevanz von dessen Kapitalismus-Analysen für das Heute einer globalisierten Welt, die stets an der Schwelle zum Kollaps steht, verdeutlicht.

Seine Stärken, seine Schwächen

Dann stellt er chronologisch das Leben von Karl Marx von Geburt bis zum Tod dar und versteht es dabei, dessen individuellen (und sehr ungewöhnlichen) Werdegang in den historischen Kontext einzuordnen - denn wer hat schon präsent, dass seine Geburtsstadt Trier genau in der deutsch-französischen, heiß umkämpften Grenzregion lag und eines der Armenhäuser Deutschlands war? Oder worin genau Marx' Differenz mit den Junghegelianern lag?

In diesen Zeitenverlauf sind in anderer Schrift und mit zahlreichen Gedankenstrichen Passagen gesetzt, in denen der Autor die von Marx aufgeworfenen Fragen in die Gegenwart übersetzt, weiterspinnt oder breiter diskutiert: So ergänzt er etwa die ökonomische Kritik, Marx' Arbeitswerttheorie sei nicht beweisbar, mit den Überlegungen, was eine Theorie überhaupt zu leisten imstande ist, und dem Hinweis, dass das Modell Arbeitswert auch heute noch mehr Erklärungswert als alle anderen Modelle der Wirtschaftstheorie habe.

Erfrischend zeitgemäß ist die Buchgestaltung, für die Manja Hellpap verantwortlich zeichnet: In ihren Zwischentiteln zeigt sie Abbildungen von Marx und seinem Umfeld in großformatigen Schwarz-Weiß-Darstellungen, in den Fließtext eingebaut sind Fotos und Faksimiles. Korns genaues Eingehen auf sehr private Details wie gesundheitliche Probleme mag manchmal ein wenig zu weit gehen, macht aber jedenfalls den vor 200 Jahren geborenen Ökonomen, Rechtsgelehrten, Arbeitswissenschaftler, Psychologen, Literaturexperten und Philosophen als Mensch mit Stärken und Schwächen greifbar.

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