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Menschen mit Herz

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Das prachtvolle Ambiente der Bibliothek des Stiftes Altenburg bietet einen würdigen Rahmen für das Meisterwerk der Weltliteratur, dessen sich Dieter O. Holzinger angenommen hat: Miguel de Cervantes' „Don Quijote”. Die Art und Weise, wie der Intendant und Regisseur der Altenburger Sommerspiele in den letzten Jahren sich Ürfassungen archetypischer, großer literarischer Themen und Figuren - wie beispielsweise Tirso de Molinas „Don Juan” oder Christopher Marlowes „Doctor Faustus” - mit Bedacht ausgewählt und mit Sorgfalt inszeniert hat, ließ seiner Arbeit längst den Rufeines Geheimtips im sommerlichen Theaterreigen angedei-hen. Doch heuer scheint ihm ein besonderer Wurf gelungen zu sein.

Cervantes' Werk, in beiden Bänden mit mehr als 1.000 Seiten und an die 600 Personen, die darin vorkommen, funkelt in I Iolzingers verdichteter, auf das Wesentliche beschränkter theatralischen Form wie ein kleiner Edelstein. Leibhaftig entsteigen Don Quijote und Sancho Pansa den Buchseiten und erobern ihr Publikum im Sturm. Bolf Schwab spielt den Ritter von der traurigen Gestalt mit bezaubernd naiver Ernsthaftigkeit, begeisterungsfähig und unbeirrbar in seinem Glauben an das Schöne und Gute. Michael A. Mohapp als Sancho Pansa ist ihm ein herrlicher Gegenpart, mehr ein

Mensch mit Herz als ein Narr und Bauern tölpel.

Ein dramaturgischer Kunstgriff stellt den Dichter (Sebastian Eckhardt) selbst auf die Bühne. Schreibend entwirft er für die verträumte Wirtin (Dany Sigel) und ihr Dienstmädchen (Verena Scheitz) die Gestalten seiner Phantasie. Holzingers Inszenierung ist eine Ode an die Abenteurer im Kopf - humorvoll und billigen Klamauk aussparend

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