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Mozart in Glyndebourne

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Glyndebourne ist der Landsitz des Mäzens Mr. John Christie. Dieser beschloß in den dreißiger Jähren eine Stätte zu schaffen, wo man alljährlich für ein paar Sommerwochen unter idealen.Voraussetzungen dem Geiste der Oper, besonders dem Geiste Mozarts, huldigen könne. Er zog hiezu ein Triumvirat heran: Rudolf Bing als Intendanten (der inzwischen die Edinburgher Festspiele auf die Füße gestellt hat und jetzt bei der Metropolitan Opera, New York, gelandet ist); Fritz Busch als Dirigenten und Carl Ebert als Regisseur. Diese Männer arbeiten nach der Devise „Mozarts wußte, was er wollte“, verniedlichen nichts, romantisieren nichts, heroisieren nichts. Und es wird offenbar, wie genau Mozart wußte, was er wollte: daß er der größte dramatische Musiker war und unfehlbar in der Wahl seiner Mittel. Man muß ihm nur vertrauen und ihm dienen. Das zeigte sich am klarsten bei der künstlichsten der großen Opern, die so ganz unherkömmlich zwischen Farce und Ernst laviert, „Cos! fan tutte“. Außerdem gibt es diesmal „Die Entführung aus dem Serail“. Sie wird sich Wohl als die populärere von den beiden erweisen, hat mehr Solonummern, eine glaubhaftere Handlung und einen Osmin (Endre Koreh), der vollblütig singt und spielt, wo geboten auch kräftig anspielt: „O Engländer! O Engländer! O Engländer, seid ihr nicht Toren!“

Eberts Regie, besonders in der Führung der Frauen, war vollendet musikalisch. Busch war in den Ensembles in seinem eigensten Element. Da war alles Klarheit. Die Spannung fiel aber an keinem Punkt ab, auch nicht im zweiten Akt, der bei manchen Aufführungen ein Übergewicht an Monologen zu haben scheint. Busch führte das Royal Philharmonie Orchestra mit derselben selbstverständlichen sachlichen Souveränität wie die

Sänger, denen er in den Arien aber Freiheit ließ. Willkür jedoch war ausgeschlossen. Mozart stand im Mittelpunkt, Ihn zu feiern war man hier. Und wem beschieden war, dabei zu sein, der wurde des wahrhaftigen Mozart Inne.

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