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Mozart und Wien

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Im Sitzungssaal der Akademie für Musik und darstellende Kunst hielt die Mozart-Gemeinde Wien eine Feierstunde gelegentlich der Ueberreichung der Mozart-Medaillen für 1955 ab. Nach der Begrüßung durch den Präsidenten der Akademie, Dr. Sittner, kennzeichnete Hofrat Joseph Marx die einzelnen Preisträger: Johann Nepomuk David als den Komponisten neuer Zeit, der aus der Klassik stete Anregung empfing; Anton Der-mota (Staatsoper Wien) als den „idealen Mozart-Sänger“; Hans Pemmer, den Leiter des Heimatmuseums Landstraße und um die Historie des Mozart-Grabes verdient; Prof. Dr. Schenk, den Musikwissenschafter. David konnte aus beruflichen Gründen nicht nach Wien kommen. Studierende der Klasse Samohyl umrahmten mit Mozart-Klängen die Feier. , • . • -

Junge Musiker waren auch eine Stunde später im Schubert-Saal des Konzerthauses zu hören. Leider konnten wir — da gleichzeitig die am Schluß besprochene Veranstaltung stattfand — nur die zweite Hälfte des Konzertabends mit der Bläserserenade, KV. 388, hören. Die acht Bläser (Bachmayer, Wid-halm, Schönfeldinger, Zauner, Dolle, Dutter, Peißer, Hartl) gaben einen wohlausgewogenen Klangkörper ab und musizierten recht gewandt.

In der ersten Hälfte der musikalisch-literarischen Feier „Mozart und Wien“, veranstaltet von der Mozart-Gemeinde und dem „Kreis geistigen Lebens“, hörten wir Walter Kamper mit einem romantisch angehauchten Rondo in a-moll, KV. 511; Anny Felbermayer (von Erik Werba geschmackvoll am Flügel begleitet) mit fünf Mozart-Liedern: eine in allen Registern leicht ansprechbare, in der Tonmodulierung gewandte Stimme. Anton Dermota, dessen Belkanto oft gerühmt wurde, verfügt auch über einen feurigen, dramatischen Zug (Arie: „Per Pietä, non ricercate“). Hilde Bergtr-Weyerwald, selbst eine vorzügliche Pianistin, trat diesmal nur als Dermotas Begleiterin hervor. Doktor Alexander Witeschnik las aus seinem erfolgreichen Buch „Musik aus Wien“ Stellen, die sich auf das Verhältnis des Meisters zur Donaustadt beziehen.

Im Palais Pallavicini huldigte der Wiener Schubertbund einmal nicht seinem Namenspatron, sondern dem Jahresregenten Mozart. Im musikalischen Teil des Abends wurde, wie bereits in der Rede Professor Dobrowolnys angedeutet, die Sage von dem „Licht und Liebesgenius“ Mozart (nach Wagner) widerlegt. Das Dunkle, Unentrinnbare einer dämonischen Bedrohung des Lebens erfaßte Hans Graf im Anfange der Klaviersonate, KV. 283, und brachten Studierende der Akademie für Musik und darstellende Kunst in der ersten Hälfte des Divertimentos für zwei Klarinetten und Fagott, KV.-Anhang 229, zum Ausdruck. Liselotte Maikl verfügt über eine angenehme, in der Mittellage recht warm und füllig klingende, nach der Höhe zu leicht und zart werdende Stimme. Der Schubertbund trat erst zum Schluß hervor: mit dem in allen Stimmgruppen charakteristisch differenzierten und meisterlich schattierten Priesterchor aus der „Zauberflöte“.

Das Collegium musicum Wien — gerade aus Italien zurückgekehrt und vor einer Deutschlandtournee stehend — feierte hier seinen zehnjährigen Bestand. Wir hörten anfangs die farbenprächtige, pompöse Suite „Pallade trionfante“ von Francesco Conti, der seit 1701 zuerst als Theorbist und später als Hofkompositeur Kaiser Leopolds I. in Wien wirkte. Dann — ein starker Kontrast — die mitunter recht impressionistisch wirkende Suite für Streichorchester von H. Jelinck (eine vorzügliche Bewährungsprobe für die einzelnen Musiker), und nach der Pause — natürlich — Mozart. Kurt Rapf war ein sicherer, manchmal recht feuriger Dirigent.

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