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Eines der prunkvollsten und wirksamsten Konzerte in neuerer Zeit gelang Sergei R a c h m a n i n o w mit seinem op. 18 in c-moll. Julius Katchen, begleitet von dem (uns unbekannten) Neuen Symphonie-Orchester, spielt es unter der Leitung von Anatole Fistoulari schwungvoll und mit großem, schönem Ton. Die Decca-Platte 2599 ist klanglich und technisch hervorragend.

Maurice Ravel arbeitete im Jahre 1931 gleichzeitig an den beiden Klavierkonzerten in D (für die linke Hand, in einem Satz) und an dem leichteren dreisätzigen in G. das er ein Divertimento nannte. Beide zählen zu den besten Werken Ravels und können auch dem konservativer eingestellten Musikfreund gefallen. Jacqueline Bkncard spielt sie unter der Leitung des Meisterinterpreten französischer Musik, Ernest Ansermet, begleitet vom Orchestre de la Suisse Romande mit verblüffender Virtuosität, vollendeter Eleganz und schönem Ton auf Decca 2816. Die sorgfältig ausregulierte Aufnahme hat keinerlei Nadelgeräusch.

Gleichfalls unter Ansermet und begleitet vom Orchestre de la Suisse Romande, dem berühmten Genfer Konzert- und Rundfunkorchester, spielt Julius Katchen auf Decca 2894 die beiden populärsten Klavierkonzerte von Bela B a r 16 k und Sergei Prokofieff, welche die Nr. 3 tragen. Beide Komponisten zeigen sich hier von ihrer angenehmsten Seite: als einfallsreiche Melodiker, subtile Instrumentatoren und virtuose Meister des Klaviersatzes (sowohl Bartök als auch Prokofieff waren ausgezeichnete Pianisten und haben ihre Konzerte häufig selbst interpretiert). Auch diese beiden rhythmisch gepfefferten Werke bieten dem. an klassische Musik gewöhnten Hörer keine nennenswerten Schwierigkeiten.

Grellere Klangfarben und bizarrere Themen verwendet Schostakowitsch in seinem ausgelassen-burschikosen Concerto in c-moll für Klavier, Solotrompete und Streicher. Dieses geistreich-robuste Divertimento wird von den beiden Amerikanern Victor Aller (Klavier) und Mannie Klein (Trompete) und vom Concert-Arts-Orchestra unter der Leitung von Felix Slatkin in guter Laune auf Capitol 8230 gespielt. Auf der Rückseite wurde Hindemiths Ballettmusik „Die vier Temperamente“ für Klavier und Streichorchester aufgenommen.

Sergei Prokofieffs 5. Symphonie op. 100 wurde im lahr der Moskauer Uraufführung auch in den USA gespielt und hatte einen großen Erfolg. Das melodiöse, im A-fresco-Stil geschriebene, gutklingende Werk wurde auf Philips A 01105 von Artur Rodzinski mit dem New Yorker Philharmonie Symphony Orchestra aufgenommen. Im letzten Satz zeigt sich Prokofieff von seinen jüngeren Landsleuten Chatschaturian und Schostakowitsch beeinflußt.

Eine Ueberraschung bedeutete nach seiner dramatischen VII. und der tragischen VIII. Symphonie Dimitri Schostakowitschs Neunte op. 70. Sie wurde 1945 uraufgeführt und ist so klar, einfach, leicht und fröhlich, daß die Kritiker immer wieder Vergleiche mit den Symphonikern des 18. Jahrhunderts, insbesondere mit Haydn und Mozart, ziehen. Das klassische Brio und die zarten Lyrismen des Largos kommen in der sauberen Wiedergabe des Philharmonie Symphony Orchestra unter Efrem Kurz schön zur Geltung (Philips A 01607 R).

Immer wieder hört man in unseren Konzertsälen das effektvolle, mit armenischer Folklore und Jazzrhythmen gewürzte Violinkonzert von Aram Chatschaturian, das für D. Oistrach geschrieben wurde. Zwischen zwei lebhaft bewegten Ecksätzen in d-moll und D-dur steht ein kirchentonal gefärbtes Andante in a-moll, das dem von den Wiener Symphonikern unter Rudolf Moralt begleiteten Geiger Thomas Magyar ebenso gut gelingt wie die virtuosen Kadenzen. Man bewundert bei diesem Konzert immer wieder die farbige, aber das Soloinstrument stets schonende Instrumentierung (Philips A 00684 R).

Von einem Gastspiel des American Ballett Theater in der Volksoper kennen wir die reizende Suite für Orchester „Interplay“ von Moton G o u 1 d, in welcher der Komponist klassische und folkloristische Elemente witzig und elegant zu verschmelzen versteht. (Zwischen zwei lebhaft bewegten Ecksätzen steht eine Gavotte und ein amerikanischer Blues.) Ein wenig fragwürdig ist die auf der Rückseite der Platte aufgenommene Folge von Orchesterstücken im Stil der Spirituals. Mit kammermusikalischer Feinheit spielt unter der Leitung von W. van Otterloo das Residenzorchester Den Haag auf Philips N 00130.

Zwei Meisterwerke des französischen Impressionismus vereinigt die Philips-Langspielplatte A 00160: D e b u s s y s drei „Nocturnes“ (Nuäges, Fetes und Sirenes mit vokalisierendem Frauenchor) und Ravels viersätzige farbenschillernde „Rhapsodie espagnol“, der das „Menuet antique“ beigefügt ist. Unter Jean Fournet spielt das bereits 1928 gegründete Orchestre de la Societe du Conservatoire de Paris. Hier wie in der folgenden Aufnahme fallen die schlanken und klaren französischen Bläser wohltuend auf

Unter Jean Martinon. einem Schüler Albert Rous-sels, spielt das mit der impressionistischen Musik Frankreichs aufs engste verbundene Orchestre des Concerts Lamoureux sechs kleine, charakteristische Orchesterstücke von Albert R o u s s e 1 („Le Festin de l'araignee“), Debussy („Prelude ä l'apres-midi d'un faune“), D u k a s' „Zauberlehrling“, H o n e g-g e r s „Sommerpastorale“ und eine dem Orchester gewidmete Pavane von Gabriel F a u r e Diese Platte (Philips A 00175) ist von besonderer klanglicher Vollkommenheit und hat keinerlei Nadelgeräusch.

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