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Wie sehr ein führender Kapellmeister das Gesicht von Opernwiedergaben prägen kann, wurde im „Don Giovanni“ evident. Das Werk, seit 1922 im Salzburger Festspielplan, erschien in einer Modellauf führung, die szenisch, gesanglich und musikalisch geschlossener wirkte als das meiste, was Europa nach 1945 an Mozart-Spiel zu bieten hatte. Oscar Fritz Schuhs groß konzipierte, in bezaubernden Details Sich erfüllende Regie fand in den Bildern Teo Ottos, den Kostümen Georges Wakhewitschs einen Rahmen, der andalusische, barocke und tachistisch-abstrahierende Elemente erstaunlich verband. — Die farbige Amerikanerin Leontyne Price als Donna Anna, Walter Berry als komödiantisch belebter Leporello, Eberhard Wächter als eleganter, flinker und schön singender Giovanni, Elisabeth Schwarzkopf als morbid-sehnsüchtige Elvira, Grazieila Sciutti als federleichte Zerlina, Ro-lando Panerai als täppischer Masetto, Nicola Zaccaria als Komtur bildeten ein Ensemble, aus dem nur Cesare Valletti als Ottavio peinlich herausfiel. — Alle Impulse aber schienen von K a r a j a n auszugehen, der mit einer Hingabe ohnegleichen aus den Kehlen das Optimum herausmagnetisierte. Kompetent in allen Fragen des Zeitmaßes, der Dynamik, der lebendigen Rezitativgestaltung und orchestralen Klangmodellierung, hat er mit diesem Abend sein endgültiges Verhältnis zu Mozart gefunden. Die Aufführung im alten Festspielhaus brachte ihm, Leontine Price und allen anderen Mitwirkenden einen anhaltenden und lautstarken Erfolg.

Ungleich schwächer wirkte die Reprise des Ver-dischen „Don Carlo s“ in der feuchten, zugigen Felsenreitschule. Was Gustaf G r ü n d g e n s als pompöse Inszenierungsidee vorgeschwebt hat, lebt nur noch im Aufriß des Dekors, in den großen Auftritten und Abgängen. Die Abendregie Peter Gorskis überläßt dem Zufall, was sich an darstellerischer Kunst einstellen mag und von den begabteren Sängern geliefert wird. An ihrer Spitze Boris Christoff als König Philipp IL, ein düsterer, belcantistisch dominierender Protagonist, neben dem sich als singende Darstellerin nur Sena Jurinac (Königin Elisabeth) behauptet. Regina Resnik hatte für die Eboli, ein mächtiges, aber in den hochdramatischen Akzenten überfordertes Organ einzusetzen. Ettore Bastianini hätte als meisterlich singender, stimmschöner Posa den Abend beherrscht, wenn nicht seine schauspielerische Hilflosigkeit ihm so hinderlich gewesen wäre wie seinem Partner Eugenio Fernandi als Carlos. Die musikalische Führung Nello S a n t i s wirkte nicht mehr als routiniert.

In den Zyklus der Orchesterkonzerte werden sich die Wiener und Berliner Philharmoniker teilen. Karl Böhm eröffnete ihn mit einem Mozart-Beethoven-Programm, an der Spitz die C-dur-Sym-phonie, KV. 338, mit dem eingefügten Menuett 409, ein Glanzstück orchestralen Zusammenspiels dank den Wienern und Böhms ruhig disponierender, im Finale höchst belebter Stabführung. Wilhelm B a c k-^gjjjjjg^^^^ jynj^ntrr küfalipl^tw^l^las

Fischer-Dieskau allein bestritten hatte, teilte er sich mit Irmgard S'eefried in den zweiten. Sie

sangen eine charakteristische Auswahl atfs Hugo Wolfs Spanischen Liederbüchern, zehn geistliche und zwölf weltliche. Die Verteilung zwischen Sopran und Bariton, bei manchen Liedern zersplitternd und fragwürdig, hat den Vorteil des Farben- und Charakterwechsels. Sie war hier noch durch die Mitwirkung zweier Begleiter (Gerald Moore und Erik Werba) sowie zweier Flügel verschiedener Provenienz unterstrichen. So reizvoll und innig die Seefried, namentlich als Interpretin weltMch-eroti-scher Gesänge („In dem Schatten meiner Locken“), wirkte, überwog doch insgesamt das merkwürdig tragische Grundgefühl Fischer-Dieskaus.

Einen überraschend stürmischen Erfolg hatte das Südwestdeutsche Kammerorchester (Pforzheim) mit einem Programm hübscher Raritäten von Telemann, Händel, Pergolesi, J. Chr. Bach und Marcello. Unter Friedrich Tilegant kann es sich mit den besten Ensembles dieser Art messen.

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