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Nur keine „Spaßgesellschaft”

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In Graz neigt sich die Intendanz Brunner ihrem Ende zu, nicht unbedingt zu allgemeinem Bedauern. Zur Vorbereitung auf den anstehenden Wechsel hatte der Theaterausschuß zu einer Tagung zwei prominente Gäste eingeladen, um für notwendig gehaltene Veränderungen zu diskutieren.

Frank Baumbauer (Intendant des Deutschen Schauspielhauses, Hamburg) zeigte sich freudig überrascht, daß eine Diskussion nicht erst im Angesicht der Krise stattgefunden habe, sondern eine derartige unerfreuliche Entwicklung verhindern solle. Der zweite Gast, Gerard Mortier (Intendant der Salzburger Festspiele), legte seinen kundigen Finger auf einen wunden Punkt der Grazer Oper: Es fehlt seit mehreren Jahren ein Chefdirigent.

Nun weiß man hier, daß die Zeiten vorbei sind, in denen innerhalb einer Woche Böhm, Swarowsky und Koje-tinsky am Pult standen und Kojetinsky zusammen mit Gustav Czerny das Grazer Musiktheater auf allseits anerkannte Höhen brachte.

Doch ein kompetenter Dirigent, der Mitspracherecht bei der Auswahl von Bepertoire und Bestellung hat und der über längere Zeit mit dem Orchester arbeitet, ist für die Qualität eines Opernhauses auf die Dauer unerläßlich. Das Grazer Opernorchester, offiziell „Grazer Philharmonisches Orchester” genannt, spielt derzeit fünf Konzerte im Musikverein. Ein Chefdirigent könnte diese Zahl erhöhen oder eine eigene Konzertreihe ins lieben rufen, wobei er nicht unbedingt alle Konzerte selbst dirigieren müßte, denn der Kontakt mit neuen Persönlichkeiten fördert die Qualität eines Orchesters. Aber ehe all die-Pläne realisiert werden, müßte das Orchester aufgestockt werden, denn für größere Aufgaben reichen die derzeit etwa 90 Musiker nicht aus.

Ein weiterer Punkt, der überdacht werden soll, ist die Gestaltung der Verträge. Graz ist ein Dreispartentheater, das derzeit verpflichtet ist, alle drei Sparten (Sprechtheater, Musiktheater, Ballett) innerhalb einer Saison zu berücksichtigen. Für die Zukunft sollte man sich Schwerpunktsetzungen überlegen. Undenkbar ist für alle Mitglieder des Theaterausschusses eine Mitsprache in künstlerischen Angelegenheiten. Das Theater darf nicht zur „Spaßgesellschaft” verkommen, auch wenn derzeit in Graz nicht zu übersehen ist, daß in der Oper das Musical und im Schau-Es fehlt in Graz spielhaus die Komödie foto rh ra dominieren.

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