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Operette im Fasching
In der Wiener Volksoper hat Otto Fritz die von Walter Hoesslin (Bühnenbild) und Hill Reihs-Gromes (Kostüme) ausgestattete Lenör-Operette „Der Graf von Luxemburg“ inszeniert. Dia Luca stattete jeden der drei Akte mit Balletteinlagen aus. Das Ganze geschah in jener Manier (die man kaum mehr als einen „Stil“ bezeichnen mag), die seit geraumer Zeit an der Wiener Volksoper gepflegt wird und die wir wiederholt kritisiert haben. Statt Geist, Witz und hübscher Einfälle bekommt man ein Übermaß von bewegten Bilderd, bunten Farben, Menschenmassen, Aufzügen und Schauplätzen vorgesetzt. Es ist ein Scheitern am „Zuviel“ — zumindest in künstlerischer Hinsicht. — Betrachtet man diese Neuinszenierung ausschließlich als Faschingsunterhaltung, bei der man Fünfe grade sein läßt, so mag man sie gelten lassen. Zumal in den Hauptrollen wirklich Erstklassiges geboten wurde. Da ist zunächst Adele Leigh als Angele Didier, Sängerin der Großen Oper: eine schöne, noble Erscheinung und eine bemerkenswerte Stimme, an deren eigenartige Färbung man sich bald gewöhnt. Ihr Partner Peter Minich als in Geldnöten befindlicher Graf Rene von Luxemburg ist im Aussehen und mit dem Schmelz seines Tenors ein sympathischer Herzensbrecher, wie ihn sich die Frauen nur wünschen mögen. Spielgewandt und liebenswürdig das „leichtere“ Paar Erich Kuchar und Sonja Mottl als Maler Armand und Modell Juliette. Schade, daß Karl Dönch in der so dankbaren Rolle des verliebten alten russischen Fürsten Basil Basilowitsch so ungeschickt geführt war. Auch Paula Elges, als dessen langjährige Freundin, spielte statt einer Rolle nur sich selbst und erzielte nicht den mit einiger Spannung erwarteten Effekt, den der 3. Akt sehr nötig gehabt hätte. Die von Walter Hoesslin betreute komplizierte Technik und Beleuchtung funktionierte tadellos. Beim Orchester unter Anton Pauliks Leitung war es mehr als das: da gab es sogar recht feine kammermusikalische Stellen, die einem immer wieder zum Bewußtsein brachten, daß das Beste an diesem Stück die Musik ist (der 70jährige Johann Strauß hat vor nunmehr bald 70 Jahren das gleiche Sujet vertont — und kein Glück damit gehabt).
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