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Revolutionärer Haydn

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Mit Joseph Haydns letzter Oper L'anima del filosofo ossia Orfeo ed Euridice” (1791) gelang Dirigent Nikolaus Harnoncourt und Regisseur Jürgen Flimm eine überzeugende und ungewöhnliche Aufführung im Theater an der Wien. Anders als Haydns frühe Opern zeigt das „Dramma per musi-ca” den Weg in die musikalische Neuzeit: Dem Chor kommt mehr Bedeutung zu; die Figuren sind diffizile Charakterstudien geworden; und die Klangfarben des Orchesters haben an Ausdruck gewonnen.

Für Harnoncourt, seinen Concen-tus musicus (auf Originalinstrumenten) und den hervorragenden Arnold Schönberg Chor ein ideales Betätigungsfeld. Harnoncourts Kunst läßt einem viel Neues entdecken. Er formt behutsam, trägt die Sänger auf den „Flügeln” der Instrumente. Geschmackvoll, opulent. Oder verin-nerlicht, von Trauer umflort.

Es erstaunt, was Harnoncourt aus den Sängern herausholt: Allen voran aus Cecilia Bartoli, die als zerbrechliche Euridice mit leisen Untertönen zu überzeugen weiß. Roberto Saccäs liebender Orfeo singt mit leuchtendem italienischem Timbre. Wolfgang Holzmair (Creonte) und Eva Mei (Genio) sind perfekte Ergänzungen im mythologischen Spiel. m Jürgen Flimm schuf mit seinem Bühnenbildner George Tsypin eine Hülle aus Licht und Schatten, Feuer und Wasser. Schlüssig, ohne etwas aufzuzwingen, läßt Flimm in eine weite Seelenlandschaft zwischen Arkadien und der Unterwelt blicken.

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