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Rienzi und Jeanne d'Arc

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Als Kapellmeister in Riga hat Richard Wagner die Komposition seiner großen.JDper^R i e n zi.r-,d e i 1 etzt e de r Trihune n,“ (nach Eduard Bülwers Roman) „begonnen, m Noyerrftejr.oiSiP ;WWde (dje.< Partitur in Paris beendet, und schon zwei Jahre später hatte er die Genugtuung, daß sein Werk am Dresdner Hoftheater erfolgreich uraufgeführt wurde. Wagner wollte mit dieser großen tragischen Oper in fünf Aufzügen alles Zeitgenössische durch szenische und musikalische Pracht, effektreiche Leidenschaftlichkeit und rückhaltlose Verschwendung übertrumpfen. Heute wagt sich kaum mehr eine Opernbühne an die Aufführung. Daher war man dankbar, wenigstens eine (in den letzten Akten freilich stark gekürzte) konzertante Fassung zu hören, wie sie die Gesellschaft der Musikfreunde gemeinsam mit den Wiener Festwochen im Großen Musikvereinssaal bot. Vier Männerchöre verlangt Wagner, zwei gemischte Chöre, einen Frauenoder Knabenchor, große Bühnenmusik neben dem Riesenorchester und großes Ballett. Dieses Ensemble, in kluger Reduzierung, stellten der Singverein, die Wiener Sängerknaben, der Männerchor der „Musikalischen Jugend“ und die Wiener Symphoniker. Die notwendigen Striche waren gleichfalls so geschickt, daß man der Handlung mühelos folgen konnte. In der Titelpartie präsentierte sich Set S v a n h o 1 m in bester Form als einer der letzten großen Helden-tenöre, eine großartige sängerische Leistung bot auch Christa Ludwig als Adriano, ein wenig enttäuschend: Anne Lund Christiansen als Irene; neben diesen Hauptakteuren hervorragende Künstler wie Paul Schöffler, Walter Berry, ein vielversprechender junger Bassist; Heinz Holecek, ferner Karl Terkal, Alois Pernerstorfer und Teresa Stich-Randall als Friedensbote, inmitten der Sängerknaben auf der Orgelempore postiert. Josef Krips dirigierte mit Energie und Theatertemperament das Riesenensemble. Es wurde ein richtiger großer Opernabend mit rauschendem Beifall (auch nach einzelnen Arien) und zahlreichen „Vorhängen“ am Schluß.

Arthur Honeggers dramatisches Oratorium „Jeanne d'Arc au bücher“ wurde vor' 25 Jahren in Basel uraufgeführt und hat seither viele Bühnen und Konzertpodien erobert. Es war ein guter Gedanke, dieses den Opfergedanken, den Triumph des Unendlichen und die Hingabe an den göttlichen Willen feiernde, die Mächte dieser Welt geißelnde und persiflierende Werk vor der Barockfassade der Jesuitenkirche aufzuführen. Dieser — nicht zum erstenmal — bespielte Platz, von der Alten Universität und von der Akademie der Wissenschaften flankiert, erweist sich als ein idealer Spielraum, von dessen steil ansteigenden Sitzreihen jeder Besucher eine ideale Sicht auf die Bühne hat. Diese freilich ist recht schmal und verbaut, so daß für Volksmassen und Ballett viel zuwenig Platz war. Dem hätte die Regie (Josef Gielen) und die Choreographie (Dia Luca) mehr Rechnung tragen müssen. 'Sehr gut' waren, zu beiden Seiten und auf halber Portalhöhe. die beiden schwarzgewandeten Chöre postiert, wenig glücklich die stilfremden Projektionen, allzu realistisch waren einige Kostüme und Requisiten geraten (Robert Kautsky). In all dem gilt es, einen einfacheren, statischeren Stil zu finden, da allzu viele Details (zu denen Honeggers Musik freilich verlockt) vom Wesentlichen ablenken. Dieses Wesentliche hatte die Hauptrollenträgerin Aglaja S c h m i d, die ihren schwierigen, auch physisch erschöpfenden Part mit überraschender Kraft und edlem Ausdruck gestaltete. Für die Rolle des Bruders Dominique hatte man Gerd Brüdern aus München geholt (ohne besondere Kennzeichen, leider), den beiden heiligen Frauen Katharina und Margarethe liehen Sonja Draksler und Christiane Sorell den Wohllaut ihrer Stimmen. In weiteren Rollen: Julius Patzak, Erland Erlandsen, Helmut Randers, Franz Böheim u. a. Bestens geglückt und eindrucksvoll war der musikalische Til der Aufführung, die von Mil-tiades C a r i d i s geleitet wurde. Mitglieder des Volksopernorchesters bildeten das sonore, auf tiefen Bässen ruhende Honegger-Ensemble mit zwei Klavieren, Ondes Martenots, Saxophonen statt der Hörner und vielfachem Schlagwerk. Am Schluß der eindrucksvollen Aufführung ertönte Glockengeläut statt des profanen Händeklatschens.

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