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„Salome“- neu kostümiert und Konzerte

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In der Staatsoper leitete George S z e 11 eine Aufführung der „Salome“ mit der bekannten Wiener Besetzung (Goltz, Höngen, Lorenz, Schöffler), die durch den metallischen Tenor Ivo Zideks (Narraboth) komplettiert wurde. Sängerpathos und allzu süße Lyrismen des Orchesters waren gedämpft, das Dramatische kräftig akzentuiert, die Farben, gleißend und opalisierend, hat Szell atmosphärisch entwickelt. Jas Bühnenbild blieb unverändert, bis auf den wiederholt erwähnten und angesungenen Mond, welchen man der bequemeren Regieführung geopfert hat. Der Hofstaat des Tetrarchen erschien gegenüber früheren Aufführungen stark reduziert, wodurch die Handlung vor nur wenigen Zeugen den Charakter eines Familienskandals erhielt. Mit ihren artistisch-raffinierten, völlig unhistorischen Kostümen erzielte die in Berlin lebende Ru.-sin Ita Maximovna einen ähnlichen Verfremdungseffekt, wie ihn Hofmannsthal seinerzeit für die „Josephslegende“ (mit Dekors und Kostümen im Stil Paolo Veroneses) gefordert hatte. Herodes mit Goldhaube, Sklaven in Brokat, die Leibwache (römische Legionäre!) in schwarzen Strümpfen und Schuhen, schwarzen Pelerinen und federbuschgeschmückten Helmen, das elegante

Abendkleid der Herodias und die prunkvollen Kaf-tane der Juden: das war zwar stilistisch alles andere als einheitlich, stimmte aber nicht schlecht zum Eklektizismus Wildes und zur schillernden Artistik von Richard Strauss. •

H. A.F.

Das Symphoniekonzert des Akademischen Orchestervereins mit Frieda Valenzi als Solistin (Leitung Wolfgang Gabriel): drei Stücke, drei Stufen der Qualitätstonleiter. Nach einer unklaren Wiedergabe der „Faust“-Ouvertüre von , Richard Wagner folgte eine ansprechende exakte des Klavierkonzerts von Edvard Grieg und eine imponierend geschlossene und ausdrucksvolle der 3. Symphonie von Anton Dvorak. Die Leistungsfähigkeit des Orchesters ist in erfreulichem Anstieg.

Das Kammerorchester der Konzerthausgesellschaft, von Michael Hutterstrasser geleitet, zeigte die gleichen drei Qualitätsstufen: nach einer ziemlich flachen Wiedergabe von Joseph Haydns „Trauersymphonie“ eine trotz geringer Differenzierung beschwingte des Strawinsky-Balletts „Apollon Musage e“ und endlich eine gut gegliederte und im

Ausdruck abgestufte der Serenade für Streichorchester von Tschaikowsky. Der noch wenig profilierte junge Dirigent wird noch innerlich wachsen müssen.

Max Regers Sonate d-moll, op. 42/1, und Beethovens Sonate c-moll, op. 30/2, für Violine und Klavier waren durch die künstlerische Höhe und stupende Technik Höhepunkte des Violinabends von Ricardo Odnop'osoff, dessen großer, voller Ton den Großen Konzerthaussaal mühelos ausfüllte, ohne an Lebendigkeit und Variabilität des Ausdrucks zu verlieren. Ein Allegro von J. H. Fiocco und vier Stücke von Josef Suk, dem Schwiegersohn Anton Dvoraks, ergänzten das Programm, darin noch Cesar

Der Dirigent Josef Krips Karikatur von Bernhard Leitner

Francks Sonate A-dur als eine schöne dunkle Blume blühte.

Mit seinem Liederabend legitimierte sich Rudolf Schock wieder als der glänzende Opernsänger, dem die Arien ungleich besser als .die Lieder lagen. Doch aber findet er den Weg zum kleinen Spannbogen des Liedes und seiner ganz anders gearteten Ausdruckswelt immer sicherer; weniger zu Brahms,' mehr zu Schubert und Marx: weniger zur Tiefe, mehr zur Schönheit des Ausdrucks.

Anton D e r m o t a sang den Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ von Schubert. Der lyrische Roman dieser jjpderreihe, findet in seinem, stimmlighen Timbre und seiner innigen Art wohl einen gemäßen Ausdruck, der allerdings durch manche zu rasche Tempi und die etwas harte Klavierbegleitung zeitweise gehemmt war.

„Führ mich, Kind, nach Bethlehem“ hieß der Weihnachtsliederabend Irmgard Seefrieds. Unnachahmlich in Gestaltungskraft und stimmlicher Charakteristik: die „Epiphanias“ von Hugo Wolf und die drei Gesänge aus dem „Marienleben“ von Hindemith. Das reine ■ Volkslied liegt ihr weniger. Davon gäbe es allerdings eine Legion wunderbarer Gesänge, wenn sie auch nicht so bekannt sind wie die von ihr gewählten „Schlager“ Eric Werbas Klavierbegleitung war wie immer ein Erlebnis für .sich.

F. K.

Das 3. Abonnementkonzert im Zyklus „Die große Symphonie“ erhielt seine Prägung durch das Violinkonzert des Westschweizers Frank Martin. Der Solist, Wolfgang 'S c h n e i d e r h a “n, der (mit. Joseph Szigeti und Hansheinz Schneeberger) dieses ungemein schwierige Werk in Europa und Amerika von Erfolg zu Erfolg führte, bot namentlich mit der Einstimmung des Soloparts in den Orchesterklang (Wiener Symphoniker) eine ganz vorzügliche Leistung. Der schwebelide, gänzlich entmaterialisierte Geigenklang, beste Wiener Streicherschule, bewährte sich in den lyrischen Partien, und die vollende Technik leuchtete trixmphal in den Kadenzen auf. Das gut disponierte, von Josef Krips umsichtig und temperamentvoll geführte Orchester bewährte sich in der 3. Symphonie von Brahms (besonders rühmenswert die Leistung der Bläsergruppen) und in „Till Eulenspiegels lustigen Streichen“ von Richard Strauss.

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