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Salzburger Konzertbilanz

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Vom 26. Juli bis 31. August, also innerhalb von fünf Wochen, fanden in Salzburg insgesamt 45 Festspielkonzerte statt. Die Zyklen trugen, wie in den vergangenen Jahren, die Titel; Orchesterkonzerte, Matineen, Liederabende, Solistenkonzerte, Kammerkonzerte, Serenaden und Konzerte mit geistlicher Musik. — Bei der Programmierung boten die Serenaden und Matineen (die ersteren von verschiedenen Gastensembles und dem Mozarteumorchester, die letzteren von der Salzburger Camerata Academica ausgeführt) die geringsten Probleme; Hier war Mozart der fast uneingeschränkte Regent, und diese Programme erfreuen sich des nie nachlassenden Interesses eines Publikums, das nach Salzburg kommt, um vorwiegend Mozart zu hören — in Oper und Konzert.

Bei den Liederabenden war die deutschsprachige Prominenz vorherrschend (Fischer-Dieskau, Elisabeth Schwarzkopf, Hermann Prey, Christa Ludwig und Walter Berry, während Nicolai Gedda mit seinem mondänen Programm eine etwas fremdartige Note in den Zyklus brachte). Die Kammerkonzerte waren ganz auf internationale Ensembles gestellt. Hier spielten die Virtuosi di Roma, das Festival-Strings- Ensemble, Luzern, und vier Streichquartette: zwei ungarische, das der Wiener Philharmoniker und ein russisches, welches das modernste Programm hatte (Brahms, Ravel und Schostakowitsch) und dem, neben der Interpretation des fünften Streichquartetts von Bartök durch das Ungarische Streichquartett, wohl der Kranz gebührt.

Die vier Solistenkonzerte waren, was Programm und Interpreten betrifft, gleichfalls mehr durch den internationalen Standard als durch die Salzburger Note gekennzeichnet: Grumiaux, Cherkassky,

Magaloff und Milstein spielten an vier Abenden das, was sie während der Saison in allen Großstädten und Musikzentren der Welt spielen. — Viel eigenständiger war dagegen das T rogramm der Geist lichen Konzerte in der Aula academica. Hier erklangen Mozarts „Litaniae lauretanae“, Krönungsmesse, Passionskantate und Requiem sowie die Große Harmoniemesse von Haydn und die Große Messe in Es von Schubert.

Am meisten diskutiert werden natürlich die „großen“ Konzerte, heuer neun an der Zahl und im Neuen Festspielhaus sowie im Mozarteum abgehalten. Ihre Dirigenten hießen: Wolfgang Sawallisch, Franz Konwitschny, George Szell, Karl Münchinger, Joseph Keilberth, Miltiades Caridis, Karl Böhm, Heinz Wallberg und Herbert von Karajan (dies die chronologische Reihenfolge). Ausführende dieser Konzerte waren die Wiener Philharmoniker und, als heuriges Gastorchester, die Staatskapelle Dresden, ein erstklassiges Ensemble mit hoher Spielkultur, zwar ohne den virtuosen Glanz etwa der amerikanischen Orchester, dafür aber mit bedeutendem Klangvolumen und starkem Ausdruck — Qualitäten, die bei der Wiedergabe von Bruckners Siebenter unter Dr. Karl Böhm am überzeugendsten zutage traten. — Die Programme reichten von Bach („Hohe Messe“ mit dem Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde) bis Rachmaninow, dessen 2. Klavierkonzert als einziger Fremdkörper in dem klassischen — romantischen Repertoire empfunden wurde. Auch die „Dome- stica“ von Richard Strauss hätte man entbehren können. Die stärkere Berücksichtigung Haydns — neben Mozart, Beethoven, Schubert, Bruckner und Brahms — war lobenswert. Zeitgenössisches war ausgespart, und das Publikum bekam ziemlich genau das zu hören, was es sich in Salzburg erwartet. Dafür zeugt der gute Besuch fast sämtlicher Konzerte, wobei die berühmten Interpreten (in den Orchester- konzerten waren es auch zahlreiche Instrumental- und Vokalsolisten) gleichfalls zum Erfolg beigetragen haben.

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