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Der „5. Symphonie“ hat man sich im Konzerthaus für die kommende Saison verschrieben. Als ob „Fünfte“ zu sein, ein Gütezeichen wäre oder man aus dieser statistischen Angabe eine gemeinsame Idee herausfinden könnte. Indes, das Motto verfehlt nicht seine Wirkung aufs Publikum: Der Zyklus ist längst ausverkauft. Davon abgesehen stellte sich im 1. Konzert ein junger Dirigent vor, Zdenek Macal, der zu den interessanten Entdeckungen zählt. 1936 in Brünn geboren, gewann er 1965 im Dirigentenwettbewerb Dimitri Mitropoulos’ in New York unter 40 Kandidaten den dritten Platz. Erfolgreiche Tourneen folgten. Im Konzerthaus leitete er die Symphoniker mit einem slawischen Programm: Tschaikowskys „Fünfte“ (e-MoOl) war neben Smetanas „Moldau“ und Dvofäks Cellokonzert ein Glanzstück. Macal ist ein routinierter Schlagtecbniker, ein Mann mit Geschmack, ein wahrer Feuergeist. Gewiß, er hat bereits ein bißchen was von Starten an sich, er weiß sich zu inszenieren, das Orchester mit seinem Elan. und Temperament mitzureißen, die Leidenschaftlichkeit anzuheizen. Aber er schießt dabei manchmal auch weit übers Ziel: Darunter leiden manche Details, intime Wirkungen werden stellenweise äußerlicher Prachtentfaltung geopfert. Dennoch, die Wiedergaben gefielen durch großartige Steigerungen, prächtige Farben. Vladimir Orloff interpretierte Dvofäks Konzert expressiv, mit viel Schmelz in der Tongebung.

Im Wiener Symphonikerzyklus im Musikverein dirigierte Wolfgang Sawallisch Paul Hindemiths Symphonie „Mathis der Maler“ und Bruckners 9. Symphonie. Hindemiths gleichnamige Oper, 1934 in Berlin verboten, wurde erst 1938 in Zürich uraiufgeführt. Drei Instrumentalsätze daraus, in deren Mittelpunkt der Maler Mathias Grünewald steht, führte Furtwängler allen Verdikten zum Trotz erfolgreich auf. Wolfgang Sawallisch gestaltete die Sätze voll packender Spannung, fast etwas plakativ in den Kontrasten und trotz des Ebenmaßes der Proportionen voll erregender Ausdrucksballungen. Besonders die „Versuchung“ schillerte in den üppigsten koloristischen Valeurs. Die Wiedergabe des Bruckner-Werks gefiel durch ein streng ausgewogenes Konzept, in dem alles perfekt abgestimmt war. Die Streicher verdienen für die herrlich satt getönten Kantilenen besonderes Lob.

Im ersten Konzert des Orgelzyklus im Musikverein stellte sich der Dirigent Thomas Schippers als Organist vor: Er ist ein leidenschaftlicher Liebhaber der Orgel, der jedes Werk mit Grandezza und effektvoll vorträgt. Dementsprechend gerieten vor allem Poulenc’ g-Moll-Orgelkonzert und die c-Moll- Sonate des Liszt-Schülers Julius Reubke, ein typisches Werk neu- romantischer Programmusik für Orgel, das an des Lehrers h-Moll- Sonate orientiert ist. Allerdings scheinen Schippers interpretationskritische und stilistische Probleme bei der Aufführung alter Muslik, mit denen sich gerade das Wiener Barockensemble intensiv auseinandersetzt, nicht zu interessieren. Carl Philipp Emanuel Bachs G-Dur-Konzert wirkte da nach allen Bestrebungen um klangliche Authenzität modern verfremdet. Das Barockensemble musizierte wie stets auf gute Proportionen und genaue Details bedacht. Johann Christian Bachs C-Dur-Sinfonia concertante, zur Eröffnung gespielt, geriet unter Schippers’ Leitung durchsichtig, in Agogik und Dynamik korrekt.

Der Georg Friedrich Händel gewidmete Zyklus des Concentus Musicus im Mozartsaal verspricht eine Reihe vom Publikum unterbewerteter kammenmusikalischer Schätze ins rechte Licht zu rücken. Man hörte zwei Concerti grossi (F- Dur, op. 34a und b) und die Sonata a tre (op. 23), deren Wiedergaben das Ensemble mit stilistischer Akribie, aber nichtsdestoweniger musikalisch prickelnd, mit behutsamer Einfühlung und raffiniertem Geschmack vorexerzierte. Und auch der Fachmann hatte da seine Freude, um so mehr, als die Damen und Herren speziell in Detailfragen wie Diminutionstechnik, typischer Rhythimisiierungspraxis und Herauszeichnung des charakteristischen Stimmungsduktus hervorragende Arbeit leisten. Herbert Tachez| spielte die Solopartien in den Orgelkonzerten (op. 41 und 0 makellos.

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