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Triumph der Poppea

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Die Wiener Staatsoper hat gegenwärtig wohl kein schöneres und interessanteres Werk im Repertoire als Monteverdis „Krönung der Poppea“. Wir verdanken es der Initiative und Zusammenarbeit Karajans mit dem Regisseur Dr. Günther Rennert und dem Bühnenbildner Stefan Hlawa. Doch hätten auch sie der gepflegten Langeweile, die solche Ausgrabungen oft begleitet,kaum ausweichen können, wäre ihnen nicht die sehr freie, aber trotzdem stilsichere und noble Bearbeitung Erich Kraacks zu Hilfe gekommen. Seine „Klangregie“ ist meisterhaft und faszinierend. Vor allem erfreut die Partitur durch ihre dezente Farbigkeit, die mit einem mittleren Streichercorps, zehn Bläsern, zwei Harfen und Cembalo realisiert wird.

Wieder bewährte sich das zweistöckige römische Halbrund des Bühnenbildes mit je fünf Portalöffnungen als schön und praktikabel. Wieder bewunderte man die gradlinige, psychologisch fundierte, vom Schema albweichende Handlung sowie das musikalische und dramaturgische Genie Monteverdis. Wie bei der Premiere vor sechs Jahren sang Sena Jurinac mit vollendetem Wohllaut und starkem dramatischem Ausdruck die Titelpartie (obwohl sie vielleicht einige Mühe hat, den skrupellos-ehrgeizigen Charakter der Poppea wiederzugeben). — Juan Oncina sang die Partie des Nero zwar sehr schön, wirkte aber im ganzen ein wenig blaß und in der Charakteristik der Figur farblos. (Die Rolle schien dem Protagonisten der Premiere, Gerhard Stolze, auf den Leib geschrieben.) Alle übrigen Partien waren allerbestens besetzt: Kostas Paskalis — Ottone, Margarita LUowa — Ottavia (die betrogene und verstoßene legitime Gattin Neros), Olivera Miljakovic — Drusilla, Rohangiz Yachmi — Pallas Athene. Besonders hervorzuheben ist Carlo Cava als würdiger Seneca.

Die Musik unter der Direktion von Prof. Hans Swatrowsky freilich klang weniger spannend und schien uns in den Farben stumpfer als vor sechs Jahren, da Karajan das Orchester leitete, und auch die Bühnenaktion (Regie) war weniger aufregend. Doch reichte auch die ein wenig verblaßte Neuausgabe für einen eindrucksvollen Opernatoend.

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