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Uber Mozart und Chopin

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Leopold Mozart: Nannerls Notenbuch. 1759. Herausgegeben von Erich Valentin. Verlag Hermann Rinn.

Im Salzburger Mozart-Museum befindet sich ein im Querformat gehaltenes Notenbuch, dessen Pappumschlag reiche Benützung verrät. Leopold Mozart hatte es angelegt. Auf dem ungelenk geschnittenen Schildchen steht geschrieben: „Pour le Clavecin, ce Livre appartient ä Mademoiselle Marie Anne Mozart 1759.“ Daß auch Wolfgang Amadeus das Büchlein oft in Händen hatte, beweisen väterliche Randbemerkungen hier und dort, aber auch Sätze, die der Sechsjährige selbst eingetragen hat. Nannerl behielt das Büchlein. Nach ihrem Tode hatte es Wanderjahre: über Wolfgang Amadeus Sohn (eigentlich Franz Xaver Wolfgang, gestorben 1844 in Karlsbad) kam es in den Besitz der Sophie Baroni di Caval- cabö, 1860 in die Hände der Großfürstin Pawlowna. Vier Jahre später dedizierte sje es dem Salzburger Mozarteum. Es handelt sich heute um einen Torso; Nannerl selbst schon hatte verschiedene Seiten herausgerissen, um sie zu verschenken, jene mit den frühen Kompositionen des Bruders. Einzelne haben sich wieder gefunden, andere sind durch die Druckwiedergabe in Nissens Mozart-Biographie inhaltlich überliefert. Die Quelle, an der wir den Ursprung der musikalischen Tätigkeit Mozarts studieren können. der Oeffentlichkeit im Jahr der 200. Wiederkehr von Mozarts Geburtstag vertraut zu machen, ist ein rühmenswertes Unternehmen des bedeutenden Mozart-Forschers Erich Valentin, der den Mozart-

Städten Salzburg und Wien auch durch persönliche Tätigkeit stark verbunden ist. Anmerkungen, wie nach dem 11, Stück: „Diesen Menuet und Trio hat der Wolfgangerl den 26ten January 1761, einen Tag vor seinem 5ten Jahr, um halbe lö Uhr nachts, in einer halben Stünde gelernet". oder nach Nr. 37: „Dieß Allegro hat d Wolfgangerl im 4ten Jahre gelernet“, machen nachdenklich, lieber die Autoren der einzelnen Stücke herrscht, bis auf die von Leopold Mozart angegebenen Namen (Wagenseil, Fischer — oder Tischer?. Agrell), Unklarheit. Valentin denkt an Teleman und natürlich an Vater Mozart selbst. Die von Wolfgangs Hand stammenden Werkchen wurden aus dem Band herausgenemmen und in der Ausgabe „Der früheste Mozart“ im gleichen Band vereinigt.

Chopin-Jahrbuch. Internationale Chopin-Gesellschaft, Wien. Herausgeber Franz Z a g i b a. Amal- thea-Verlag. Preis 80 S.

Neunzehn Beiträge in drei Sprachen — vom polnischen Urtext des inzwischen verstorbenen Musikwissenschafters Miketta aus Krakau (Genealogiebeitrag) wurde abgesehen — geben dem Jahrbuch internationales Gewicht. Cocteau huldigt auf originelle Art dem Meister, Cortots Brief zählt den wesentlichen Aussagen über Chopin zu. Eine Studie besonderer Art hat der junge Wiener Pianist Paul

Badura-Skoda unter dem Titel „Schlanker, mein9 Herren!“ veröffentlicht. Zagiba selbst schenkt den Mozart-Beitrag des Jahres: „Chopin als Mozart- Verehrer.“ Analytische Versuche steuern Franz Eibner, Karl Hlawicka und Hugo Zelzer sowie Rudolf Steglich bei. Gute Deutungsgabe zeichnet Oswald Jonas (Chikago) aus („Qn the Study of Chopin’s Manuscripts"). „De quelques reminiscences chez Chopin“ bespricht Louis Bronarski aus Fribourg und kommt in diesem Zusammenhang auf Mendelssohn, Schubert, Cramer, Beethoven und Mozart. Zum Besten des Jahrbuches zählen Emile Harasztis Ausführungen über „L’ėlėment latin dans l’ceuvre de Chopin“. Das Thema Komponist und Verleger kommentiert Zagiba in „Chopin und Haslinger“. Jaroslav Prochäzka gibt biographische Details zu „Chopin und Böhmen“, Albe Vidakovic eine Bibliographie über Chopin in Jugoslawien. Carl Nemeth bringt eine Oper nach Motiven Chopins, „Der weiße Adler", des aus Preßburg gebürtigen Wiener Volksoperndirektors Raoul Mader (18 56 bis 1940) in Erinnerung. Der Herausgeber gedenkt am Ende des fesselnden Buches der verstorbenen Mitglieder und Mitarbeiter der Internationalen Chopin-Gesellschaft, H.-yis Sittner erhellt im Vorwort die Beziehungen zwischen Wien, Mozart und Chopin. Bundesminister Dr. Heinrich Drimmel hat dem Werk ein Geleitwort gewidmet.

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