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Virtuoses

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Der 22jährige sibirische Geiger Viktor Tretjakow, den wir bereits im Vorjahr mit Tschaikowskys Violinkonzert hörten, spielte im Zyklus „Die Große Symphonie” Paganinis D-Dur-Konzert (op. 6). Er ist ein phänomenaler Techniker mit feinem Empfinden für musikalische Arabesken, für das Auskosten von Verzierungen, mit Flair für Effekte und Spielereien. Dementsprechend artistisch geriet das eigentlich nur im ungemein schwierigen Solopart interessante Werk, dessen Kantilenen unter Tretjakows kraftvollem Bogenstrich aufglühten. Moshe Atz- mon, der in Wien sein Dirigentendebüt absolvierte, leitete die Symphoniker: er wies sich als ausgezeichneter Schlagtechniker aus. Mangelte es seiner Auffassung von Strauss’ „Don Juan” auch an einer gewissen Sinnlichkeit und südlichen Wärme, so überzeugten doch die prächtigen koloristischen Valeurs. Schostakowitsch’ 5. Symphonie (op. 47) aus dem Jahre 1937 geriet in den plakathaft-flächigen Kontrasten und in der Herausarbeitung der emotionell gespannten Melodielinien überzeugend, wenn auch nicht gerade mitreißend. Die Symphoniker waren hervorragend in Form und folgten Moshe Atzmons plastischer Zeichengebung sehr konzentriert.

Das Richard Strauss gewidmete Konzert der Tonkünstler im Musikverein bestätigte erneut, daß die junge Pianistin Sissy Weißhaar eine ungewöhnliche Begabung ist. Ihre Wiedergabe der d-Moll-Burleske glitzerte und leuchtete in kostbarsten Nuancen, war randvoll mit noblem Sentiment, atmete versponnene Poesie. Hans Swarowsky brillierte in den Aufführungen des „Till Eulenspiegel” (op. 28) und des „Don Quixote” (op. 35) mit feiner Ironie, setzte kräftige Glanzlichter, hielt die temperamentvoll spielenden Tonkünstler zu bemerkenswerter Präzision und zu schlankem, durchsichtigem Musizieren an. Vladimir Orloff (Cello) und Rudolf Streng (Viola) hinterließen hervorragenden Eindruck als Interpreten der Solopartien in Strauss’ phantastischen Variationen.

Der niederländische Bariton Max van Egmond stellte sich im Mozart- Saal mit Ravels „Don-Quichotte” - Zyklus, Schuberts „Schwanengesang” und Liedern von Purcell und Bijvanck vor: Er verfügt über eine kraftvoll, dennoch schlanke Stimme, die, im Registerwechsel sehr sicher, überhaupt technisch überzeugend, sich in epischen und dramatischen Momenten gleichermaßen bewährt. Vor allem Ravels Werk, an dem Egmond eine vielfältige Ausdrucksskala auffächerte, gelang mit viel Elan und souverän abgestuften Schattierungen. Der „Schwanengesang” geriet im Gesamtbild unausgeglichen. In einzelnen Liedern blitzten ein paar persönlich pointierte Facetten. Purcell hätte mehr Impetus vertragen. Irwin Gage begleitete sehr dezent, mit Anschlaigkultur.

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