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Von Weber bis Webern

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Lorin Maazel, der frischgebackene Berliner Opernchef und Leiter des dortigen Rundfunk-Symphonieorchesters, dirigierte das 6. Philharmonische Abonnementkonzert. Daß man Webers hochromantische Oberon-Ouvertüre auch auf „brillant“ musizieren kann, erstaunt mehr als die gleichen Effekte bei der das Konzert beschließenden fünften Symphonie Tschaikowskijs. Dazwischen das Herzstück des Konzerts: Friedrich Guldas reife, männliche und klassisch-vollendete Interpretation von Beethovens Klavierkonzert G-Dur. Zugleich war hier alles so echt und gelöst, wie man es auch dem Dirigenten Maazel wünschte.

Zubin Mehta, der das letzte Philharmonische leitete, scheint seine ungute Art des Hetzens und Antretbens, wodurch er zuweilen wie ein Dompteur wirkte, wenigstens vorübergehend abgelegt zu haben. Freilich bieten die drei Ouvertüren von Weber dazu ebensowenig Gelegenheit wie die „Sechs Stücke für Orchester“ op. 6 von Anton von Webern mit einer Gesamtdauer von etwa 12 Minuten. Eime Welt liegt zwischen diesen Werken. „Peter Schmoll“ heißt eine Jugendoper Webers, von der sich im Repertoire nur die hübsche Konzertouvertüre erhalten hat. Die „Turandot“-Ouvertüre, einige Jahre später entstanden, basiert auf einer original-chinesischen Melodie, die der Komponist In J. J. Rousseaus Musiklexikon fand. „Abu Hassan“ von 1811 schließlich ist auch als ganze Oper aufgeführt worden und läßt in der Ouvertüre das Schlagwerk wie in der Janl-tscharenmusik hervortreten. — Darnach Anton von Weberns hochdifferenzierte, traumhaft-irreale Klänge, genau 100 Jahre später zu Papier gebracht und dem Lehrer Schönbeng gewidmet, durch dessen „Fünf Orchesterstücke“ op. 16 sie wohl angeregt worden waren. Von Haus aus ist Mehta mit diesen beiden Welten besser vertraut als mit der Bruckners. Trotzdem gelang ihm eine höchst eindrucksvolle „Neunte“ — allerdings mit den berückend tonschön spielenden Wiener Philharmonikern, denen kein Dirigent so leicht etwas absolut Unbrucknerisches abnötigen Wird.

Am 6. Mai, dem Tag seines 66. Geburtstages, leitete Jascha Horenstein im Großen Musikvereinssaal das 8. Konzert im Zyklus „Die große Symphonie“ — nur die Älteren unter den Kcmzertbesuchern werden sich seiner noch erinnern. In Kiew geboren, kam er über Königsberg nach Wien und Berlin, wo er bei Franz Schreker studierte. Nach mehreren ehrenvollen Engagements lebt Horenstein seit 1930 als Reisedirigent — und unterrichtet in den USA. Horenstein ist in der Gestik und im diskreten Gefühlsausdruck ein Mann der guten alten Schule, dazu ein feiner Musiker und ein ungemein sicherer Orchesterführer. Webers Oberon-Ouvertüre hatte romantischen Zauber, die „Phantastische Symphonie“ von Berlioz jene kalter intellektuelle Dämonie, die für ihr Programm und dessen musikalische Einkleidung charakteristisch ist. Wir geben heute wohl den ersten drei (auf Mahler vorausweisenden) Sätzen den Vorzug. Horenstein und das Orchester der Wiener Symphoniker brachten sie mit aller Feinheit und zeichnerischer Klarheit. — Rudolf Firkusny, 1912 in Mähren geboren, in Prag und Brünn ausgebildet und seit 1938 vor allem in den USA konzertierend, spielte das 3. Klavierkonzert von Beethouen in c-Moll sehr routiniert, sehr beherrscht und mit einem bemerkenswert „substantiellen“ Ton, der auch im pp nie schwächlich wird.

Ein Festkonzert zur 20-Jahr-Feier der Tschechoslowakei wurde von einer überaus österreichfreundlichen (und auch sonst bemerkenswerten) Rede des stellvertretenden Außenministers der CSSR und von den beiden Nationalhymnen eingeleitet. Hierauf folgten Kompositionen für Streichorchester von Eugen Suchon, Jandcek und Dvorak, die von dem hervorragenden „Slowakischen

Kammerorchester“ ausgeführt wurden: zehn vor ihren Pulten stehenden virtuosen Streichern, die lebhaften Beifall erhielten.

In der Wiener Staatsoper fand am vergangenen Sonntag unter der Leitung von Heinz Wallberg eine Aufführung von Puccinis „Tosca“ statt, in der Antonietta Stella die Titelpartie, Giuseppe di Stefano den Cavaradossi und Eberhard Wächter die Partie des Scarpia sang.

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