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Weihnachtskantate und Karaian-Konzert

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Die „W eihnachtskantate“ von Arthur

Honegger, 1953 komponiert, zählt zu den liebenswertesten und musizierfröhlichsten Kompositionen des Meisters. Nach einem großangelegten „De profundis“ erfolgt die Verkündigung (Baritonsolo), und gleich darauf setzen die Weihnachtslieder der Völker ein in einem Kontrapunkt der Sprachen und Melodien, der wohl spielerisch und verspielt, aber 6tets einfallsreich und lebendiges Musizieren ist, über die Vielheit der Volkslieder den Psalm des Laudate zu gewaltigem Jubilate türmt und in den Instrumenten besinnlich nach- und ausklingt.

Der Wiener Jeunesse-Chor und dps Orchester der Musikalischen Jugend bewiesen ihr steil erreichtes Niveau, der Dirigent Günther T h e u r i n g seine Berufenheit zum Chorerzieher und musikalischen Gestalter. Durch das vorangehende : „Gloria“ von Antonio V i v a 1 d i und Max Regets sehr selten zu hörende Choralkantate „Vom Himmel hoch“ ergänzte sich das Programm zu einer Rarität. Aus einer Reihe junger Solisten seien besonders genannt Alice Robiczek und Lois Laverty (Sopran), Kurt Ruzicka (Bariton), Franz Falter (Orgel) und die Wiener Sängerknaben.

Einen Querschnitt durch Motette und Chorlied von Heinrich Schütz bis Brahms brachte der Wiener Akademie-Kammerchor unter seinem Dirigenten Thomas Christian David in seinem Abschiedskonzert vor Antritt seiner Weltreise. Die stimmlichen und chorischen Qualitäten dieser zwei Dutzend völlig aufeinander abgestimmten Sänger, die in der blitzsauberen Intonation gipfelt, sind in der „Furche“ wiederholt gewürdigt worden, ebenso das bescheidene, aber doch sich künstlerisch restlos durchsetzende Auftreten des jungen Dirigenten. Allein mit der hervorragend schönen Wiedergabe von J S. Bachs Motette „Der Geist hilft unserer Schwachheit auf“, die ein großer Chor nicht zu größerer Wirkung bringen könnte, dürfte der Wiener Kammerchor überall als Vertreter der Wiener Chorkunst den verdienten Erfolg heimbringen.

Zwei Solistenkonzerte — zwei Profile, zwei Generationen: Elly Ney spielte Beethoven und Brahms; hervorragende Leistung, stupendes Können, eine Interpretationsart, die den Aelteren unter uns aus ihrer Jugend noch in Erinnerung ist, sehr persönlich, sehr subjektiv — der junge Organist und Preisträger Herbert T a c h e z y dagegen spielte Bach in der objektiven Klarheit und Durchsichtigkeit von heute. Seine Registrierkunst dient dieser Durchsichtigkeit und keineswegs dem Effekt, der impulsiven Wirkung. Pastorale F-dur und Passacaglia c-moll sind uns nie so kurz erschienen.

Lieder und Tänze der Völker Jugoslawiens führte

-ioV- flSJMtwisiiqmojl siiMMÄi stt uns eine jugoslawische Jugendgruppe (mit den dazugehörigen Instrumenten) vor und brachte damit nicht nur die Buntheit und den Charme ihrer Kostüme, sondern ernste und ernst zu nehmende Volkskunst zur Geltung, wie sie öfter zu sehen und zu hören äußerst wünschenswert wäre.

Franz Krieg

In einer „O t h e 11 o“ - Aufführung der Staat6oper unter der Leitung von André C1 u y t e n s war die Titelpartie mit dem aus Südamerika stammenden Carlos Guichandut besetzt, einem Schauspieler von fast wildem Temperament mit jugendlich-ungeschwächter, metallischer Stimme. Ihm ebenbürtig war Gré Brou- wenstijn als Desdemona, würdig und dekorativ im Auftreten, schön und ausdrucksvoll im Gesang. Aldo Protti als Jago enttäuschte ein wenig, Giuseppe Zampieri als Cassio blieb, der Rolle entsprechend, farblos. Im ganzen: eine festliche Aufführung, die ihren Glanz vor allem aus dem Orchesterraum erhielt.

Im Furtwängler-Gedächtniskonzert der Philharmoniker präsentierte sich Herbert von Karajan als ruhmbedeckter Heimkehrer von der Welttournee, Einspringer (für Dr. Karl Böhm) und Cembalist in J. S. Bachs Suite in h-moll. Für den vom Cembalo aus dirigierenden Leiter der Aufführung fand Karajan eine Patentlösung: Er setzt neben sich einen zweiten Cembalisten mit eigenem Instrument (Josef Nebois war's in diesem Fall) — so kann er taktweise mit dem Spielen des' Cembaloparts aussetzen und dirigieren, es passiert auf keinen Fall was — und der Klang ist auf die angenehmste Art verstärkt, zumal wenn es sich um zwei so perfekt aufeinander abgestimmte Cembali (der Neupert- Firma) handelt wie die, die wir am vergangenen Sonntag hörten. — Die Aufführung war in jeder Hinsicht ausgezeichnet, ebenso . wie die de? A-dur- Klavierkonzerts von Mozart, dessen Solopart Clifford Curzo.n mit Geschmack und edlem Ausdruck spielte. (Den 2. Teil des Programms bildete Beethovens VII. Symphonie.)

Die hochachtbaren M u s i c i die Roma, elf Streicher und eine Dame, die Cembalo, Klavier und Pauke 6pielt, gaben zwei . Konzerte . im Mozartsaal. Der Referent hörte nur das erste und wunderte sich bei den Concerti von Bach und Händel über den bei diesem Ensemble ungewohnt zaghaften Ton, den sie der deutschen Barockmusik schuldig zu sein glaubten. Bei Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ wurde es dann wesentlich farbiger, lustiger und auch lauter.

Das 4. Konzert im Zyklus „Die große Symphonie" leitete Miltiades C a r i d i s, der seinen Weg aus der Dirigentenklasse Prof. Swarowsky über Graz und den Oesterreichischen Rundfunk an die Deutsche Oper am Rhein gemacht hat. Nach dem an dieser Stelle bereits besprochenen „Hommage ä Schubert" von Theodor Berger (jetzt mit dem neuen Titel „Symphonischer Triglyph“) folgte P r o- k o f i e f f s musikalisches Märchen „Peter und der Wolf“, von Johanna Matz intelligent und vorbildlich einfach gesprochen. Für Kinder müßte man’s freilich ein wenig dramatisieren; aber es saßen ja nur Erwachsene da, und die wagen im Konzertsaal kaum zu lächeln. (Den zweiten Teil des Programms bildete Dvoräks 5. Symphonie.)

Drei Pianisten konzertierten innerhalb von drei Tagen während der vergangenen Woche; Jeanne M a n c h o n, die Meisterinterpretin französischer impressionistischer Musik, spielte nach Cesar Francks „Prelude, Choral et Fugue“ sieben Stücke von Debussy und Schumanns „Symphonische Etüden“ (eigentlich ein Männerstück). Sie ist eine Poetin am Klavier und liebt, wie ihre komponierenden Landsleute, das Leise und Nuancierte mehr als das virtuos- kraftvolle Auftrumpfen.

Darin gleicht sie Gilbert S c h u c h t e r, der mit dem Wiener Konzerthausquartett und Alfred Prinz (Klarinette) Pfitzners Sextett op. 55. aus dem Jahr 1945 spielte. Ein Alterswerk also, harmonisch sehr besänftigt, aber in seinem langsamen Satz (semplice, misterioso) in jene Tiefen dringend, wo große Musik wohnt. — Zu dieser Musik und ihrem Stil hat auch der kultivierte Pianist Gilbert Schpch- ter sowie seine Partner, mit Anton Kamper an der Spitze,: ein besonderes und sehr - persönliches Verhältnis? (Voraus gihgfiaydns Streichquartett G-dur) zum Abschluß folgte Brahmsens etwas breit geratenes und nicht in allen Teilen sehr divertierendes Streichsextett op. 18.)

Paul Badura Skoda hatte sein Ziel hochgesteckt und scheiterte ehrenvoll am Uebermaß. Haydns Sonate c-moll, Beethovens „Hammerklavier- sonate“ op. 106 und Schuberts op. posth. Sonate B-dur standen auf dem Programm. Vielleicht ist Beethovens monumentales Alterswerk überhaupt nur von einem reifen Künstler geistig zu bewältigen. Andernfalls wirkt es schwerfällig und übermäßig lang — und das ist es doch nicht im Verhältnis zu dem, was da ausgesagt und ausgedrückt wird. Der (gutbesuchte) Große Konzerthaussaal verschärfte zusätzlich die Kraftprobe.

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