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Zwiespältig

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Ein spektakulärer Publikumserfolg des Wiener Musikvereins: Das Londoner Philharmonia Orchestra trat unter seinem Chef Giuseppe Sinopoli zum Gustav-Mahler-Fest an. Es kam aber nahe an die Grenze einer Gewaltleistung, wenn das Orchester hier an vier aufeinanderfolgenden Abenden die Symphoniekolosse Nr. 1, 2, 3 und 5 und dazu die „Kindertotenlieder“ und Rückert-Lieder aufführte.

Künstlerisch hinterließ das Monsterereignis einen zwiespältigen Eindruck. Zwar verfügt das Orchester über ein paar hervorragend besetzte Solostellen, aber in ihrer Gesamtheit klangen diese Mahler-Wiedergaben undiszipliniert, wenig sorgfältig, mitunter vulgär. Sinopoli erkämpfte seine Mahler-Vision rücksichtslos. Rauschhaft, ekstatisch-wild, „wie Keulenschläge“ sollen diese Werke wirken und doch auch kammermusikalisch zart klingen, Schönheit und den Eindruck von Entrückung vermitteln.

Die Musiker trafen dieses Mahler-Bild am überzeugendsten in der „Ersten“, am wenigsten in den „Kindertoten- liedem“ und der „Dritten“. Mahlers kunstvoll gesponnenes Netz feiner Ausdruckswerte, das jeden Satz überspannt, zerriß. Enttäuschend die Gesangssolisten Hanna Schwarz (sie sprang für den kranken Bryn Terfel ein) und Maria Bayo.

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