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Das Geheimnis liegt immer im anderen

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Ein Theaterbesuch in der Elisabethbühne samt Abstieg in den dunklen, ein wenig modrigen Keller unter der Kirche in der Elisabeth-Vorstadt war auch der uri-gen Atmosphäre wegen immer ein Erlebnis. - Das Kellertheater ist tot. Es lebe das Theater zu ebener Erde und im ersten Stock: Die Elisabethbühne ist übersiedelt in den „Petersbrunnhof“ im Salzburger Nonntal. Das ehemalige Wirtschaftsgebäude des Stiftes St.Peter beherbergt nun ein Studio für 99 und einen großen Saal für 234 Besucher.

37.618 Menschen besuchten seit der „Voreröffnung“ im Mai 1996 den Petersbrunnhof. 11.715 Kinder und Erwachsene sahen allein im Mai das Kindermusical „Alex, die Piratenratte“. 3.500 Musik-Cassetten mit den Piratensongs wurden bis Ende 1996 verkauft, bis Mitte Jänner läuft die zweite Aufführungsstaffel der Geschichte von der schlauen Ratte vor ausverkauftem Haus. Insgesamt beträgt die Auslastung der Elisabeth-bühne seit der Eröffnung 93 Prozent.

„Ich glaube, der Umzug ist uns künstlerisch gut gelungen“, erzählt Renate Rustler-Ourth, die künstlerische Leiterin der Elisabethbühne. Die Refürchtung, daß das bisher treue Publikum den Sprung vom Keller in den Petersbrunnhof möglicherweise nicht mitmachen werde, habe sich zum Glück nicht bewahrheitet: „Wir haben sogar zusätzliches Publikum gewonnen. Es mag doch Leute gegeben haben, denen die Keller-Atmosphäre gar zu romantisch war.“

Besonders die Aufbauarbeit im Ensemble und der hauseigenen Schauspielschule komme jetzt zum Tragen: „Die Mitglieder sind in Höchstform, was die Lust am Arbeiten und den Einsatzwillen betrifft.“ - Was nach dem Besuch der ersten Produktionen im neuen Haus nur bestätigt werden kann: Ob Peter Blaikners „Alex, die Piratenratte“, Shakespeares „Was ihr wollt“, Peter Shaffers Kammerspiel für zwei Schauspielerinnen „Laura und Lotte“ oder Patrick Barlows Weihnachtsgroteske „Messias“ für zwei Schauspieler - jede Aufführung war bisher ein pures Vergnügen. Und selbst wenn man Elfriede Jelineks „Clara S.“ nicht besonders mögen sollte, war der Protagonisten meisterhaft elegantes Tanzen am Rande seelischer Abgründe ein choreographischer Genuß.

Als nächstes Projekt im großen Saal ist „Familie Schroffenstein“ von Heinrich von Kleist angesetzt, „Meisterklasse“, ein Maria-Callas-Stück, wird für das Studio vorbereitet.

„Ich habe eine Neigung zu Stücken, die nicht nur eine Realität spiegeln, die mehrere Bewußtseinsoder Daseinsschichten umfassen und nicht zu oberflächlich sind. Früher habe ich in meiner Begiearbeit versucht, den Stücken meine Phantasie aufzudrücken. Jetzt bin ich vor allem neugierig auf die Dichter, versuche hineinzukriechen in ihre Seelen. Egoismus und Egozentrik schaden nur, denn das Geheimnis liegt immer im anderen.“ Eine Maxime von Renate Rustler-Ourth: „Theater zu machen, möglichst ohne spürbare Technik, Theater in dessen Zentrum die Wechselwirkung zwischen Schauspieler und Zuschauer steht.“

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