Der Wald - © Foto: Moritz Schell

"Der Wald": Lachen in Zeiten der Krise

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Regisseur Stephan Müller bedient in der Komödie „Der Wald“ von Alexander Ostrowskij in der Josefstadt die zahlreichen Anspielungen auf die Gegenwart, ohne plakativ zu werden.

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Regisseur Stephan Müller bedient in der Komödie „Der Wald“ von Alexander Ostrowskij in der Josefstadt die zahlreichen Anspielungen auf die Gegenwart, ohne plakativ zu werden.

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Die selten gespielte Komödie „Der Wald“ von Alexander Ostrowskij zeigt in der Josefstadt, was man ohnehin weiß und die Wiener Theater füllt: Publikumslieblinge. Andrea Jonasson, die ihr 60-jähriges Bühnenjubiläum feiert, spielt die elegante Gutsbesitzerin, Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger ist als erfolgloser Provinztragöde Gennadij zu sehen und der ehemalige Volksopern-Direktor Robert Meyer reüssiert als Komödiant Arkadij. Mit ihnen und einem insgesamt guten Ensemble gelingt ein amüsanter Abend rund um Verstellung, Leidenschaft und Menschlichkeit.

Letztere Eigenschaften nehmen die beiden vagabundierenden Schauspieler für sich in Anspruch und nobilitieren so den eigenen Beruf, der – ist man nicht gerade ein „Liebling“ – alles andere als Ansehen genießt. Denn während die wohlhabende Gutsbesitzerin ihrer verarmten Nichte (Johanna Mahaffy) die Mitgift aus bloßer Habgier verwehrt, rückt der blanke Gennadij den letzten Rubel heraus, um der jungen Frau zu ihrem Glück zu verhelfen. Regisseur Stephan Müller bedient die zahlreichen Anspielungen auf die Gegenwart, ohne plakativ zu werden.

Die Abholzung des Waldes – so erzählt es die schlichte Bühne – ist längst vorangeschritten. Der Vollmond hängt über dieser untergehenden Gesellschaft. Er dient auch als Leinwand für Videos, die poetische Momente erzeugt, von Phantasien und Träumen erzählt. Doch hier zählen allein Profitgier und sozialer Aufstieg, schamlos zur Schau gestellt. Der Zusammenbruch ist nur zu verzögern, aufgehalten kann er nicht mehr werden. Umso mehr zählt das Lachen in Zeiten der Krise, über die Regierenden und manchmal auch über die eigene Ratlosigkeit.

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