Die Ballade vom arbeitslosen Chauffeur
Im Zirkuszelt erhielt das Salzburger Landestheater für Ödön von Horváths „Kasimir und Karoline“ verdienten Premierenapplaus.
Im Zirkuszelt erhielt das Salzburger Landestheater für Ödön von Horváths „Kasimir und Karoline“ verdienten Premierenapplaus.
In einem Briefentwurf notiert Ödön von Horváth zu „Kasimir und Karoline“: „Es ist die Ballade vom arbeitslosen Chauffeur Kasimir und seiner Braut.“ Und keine Satire aufs Oktoberfest in München, auf dem die Handlung angesiedelt ist. Wir sind im Zirkuszelt. Eine halbe Tonne schwer und acht Meter hoch zieht ein „Wheel of Steel“ in der Arena als beherrschendes Element zunächst alle Aufmerksamkeit auf sich. Es bestimmt als Spielzeug und sozusagen als Hamsterrad das Stück: Hau den Lukas, Achterbahn, Schiffschaukel, Hippodrom – und vor allem die zwei einander gegenüberliegenden Käfige symbolisieren quasi die Eingeschlossenen vom Oktoberfest.
„Kasimir und Karoline“ ist das erste Stück, mit dem der Intendant des Landestheaters Salzburg, Carl Philip von Maldeghem, in das Zirkuszelt auf dem Messegelände eingezogen ist. Denn Anfang Mai begann die Sanierung des Hauses in der Schwarzstraße, im November soll es wieder zur Verfügung stehen. Im Zelt stehen noch in dieser Saison die Oper „Carmen“, die Wiederaufnahme von „Cabaret“ und das Jugendstück „Peter Pan“ auf dem Programm.
Als Regisseur vereint von Maldeghem in seiner Inszenierung Am Wochenende hatte die Koproduktion des Theaters Neumarkt in Zürich mit der Q Theatre Company Tokio „Madama Butterfly“ Premiere. Die 1988 geborene japanische Regisseurin und Autorin Satoko Ichihara (Bühne und Kostüme Stefanie Seitz) in der Arena die Atmosphäre eines Zirkus’ mit der des Volksstücks: stark, manchmal grobschlächtig, immer im Fluss und auch still und berührend.
Das Schicksal des gerade arbeitslos gewordenen Kasimir und die endgültige Trennung von seiner Braut Karoline wird konsequent vorangetrieben. Es sind alle Typen vorhanden, die dazu im Umfeld eines Oktoberfests oder ähnlicher Vergnügungsveranstaltungen zu finden sind. Etwa die Damen Lisa Fertner (Erna), Elisabeth Mackner (Maria) und Lara Roth (Elli) sowie die Herren Georg Clementi (Merkl Franz), Axel Meinhardt (Rauch), Christoph Wieschke (Speer) und Aaron Röll (Schürzinger). Das Titelpaar – Sarah Zaharanski als vergnügungssüchtige Karoline und Maximilian Paier als gerade arbeitslos und geldlos gewordener Kasimir – überzeugt in dieser Inszenierung zwischen Konsumrausch und Existenzangst. Nicht wenige der Damen und Herren in diesem Stück haben ein drei Monate dauerndes Training für ihre Auftritte in dem „Wheel of Steel“ absolviert. Verdienter Premierenapplaus.