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Eine unbekannte Oper

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67 Jahre nach der Uraufführung im Teatro Lirico Internazionale zu Mailand wurde die Oper „Adriana Lecouvreur" von Francesco C il ea in Wien (und in Österreich) zum erstenmal gespielt. Obwohl bald ein Welterfolg — und auch später von vielen großen Opernhäusern nachgespielt —, nahm Gustav Mahler sie nicht ins Repertoire der k.k. Hof- oper auf' Denn er war kein Freund des Verismus und hat „Tosca" ebenso abgelehnt wie „Tiefland“.

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67 Jahre nach der Uraufführung im Teatro Lirico Internazionale zu Mailand wurde die Oper „Adriana Lecouvreur" von Francesco C il ea in Wien (und in Österreich) zum erstenmal gespielt. Obwohl bald ein Welterfolg — und auch später von vielen großen Opernhäusern nachgespielt —, nahm Gustav Mahler sie nicht ins Repertoire der k.k. Hof- oper auf' Denn er war kein Freund des Verismus und hat „Tosca" ebenso abgelehnt wie „Tiefland“.

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Francesco Cilea (1866 bis 1950) gehörte zwar zum Freundeskreis der Baito, Mascagni und Leoncavallo, aber er, der selbstkritische Musikpädagoge, ist aus „feinerem Holz“ als seine zeitgenössischen italienischen Kollegen, und seine Musik erinnert öfter an Massenet und Faurė als an Verdi und Puccini. Zwar versteht es Cilea besser, Situationen und. Stimmungen zu zeichnen als Charaktere..Trotzdem schreibt er Musik für Sänger. Diese ist stets inspiriert, hat viel lyrischen Charme und ist meist mit feinem Pinsel ausgeführt.

Die Handlung folgt einem fünfaktigen Schauspiel von Eugene Scribe. Ciileas Librettist hat den 1. Akt einfach eliminiert, und so fehlt die Exposition, was das Verständnis der Handlung, der Intrigue, erschwert. Diese ist nicht allzu kompliziert und wird, wie in der Oper üblich, durch Leidenschaften, Eifersucht und Liebe vorangetrieben. Zwei historische Personen stehen im Mittelpunkt: die Schauspielerin Adrienne Lecouvreur, eine Kollegin der berühmten Duclos, und der junge Graf Moritz von Sachsen, ein Sohn Augusts des Starken, des Kurfürsten von Sachsen und Königs von Polen. Zwischen den beiden steht die Fürstin von Bouillon, die, wie Adrienne, Maurizio liebt und zur überlegenen Nebenbuhlerin der bekannten Aktrice wird, indem sie Adrienne mittels eines vergifteten Veilchenstraußes aus dem Weg räumt.

Es fehlt dem Stück auch sonst nicht an „opemhaften“ Elementen und effektvollen Szenen. Gleich im 1. Akt läßt Scribe uns einen Blick hinter die Kulissen der „Comėdie Franęaise“ tun. Die Tatsache, daß gerade „Bajazet“ von Racine geprobt wird, eine Tragödie ä la tur- que aus der osmanischen Geschichte, gab der Kostümzeichnerin Birgit Hutter Gelegenheit, die Schauspielerinnen in ebenso prächtige wie elegante und modern anmutende Hosenröcke zu stecken, und auch die Szene des Balletts, welches „Das Urteil des Paris“ aufführt, ist ein gutgenützter Anlaß, szenischen und kostümlichen Prunk zu entfalten. Für das Bühnenbild zum 3. Akt, wo man im Palais Bouillon durch einen prächtigen roten Saal in einen zweiten und auf eine im Hintergrund befindliche Bühne sieht, erhielt Walter Hoesslin (berechtigten) Szenenapplaus.

Aber es gab bei dieser Premiere nicht nur Schönes und Apartes zu sehen, sondern auch zu hören. Die TiteJnaiHita «ant» driiP innere

Zschau mit angenehmem Timbre und ergreifendem Ausdruck. Eine wohldurchdachte Charakterstudie gab Ernst Gutstein als Michonnet, Regisseur der Comėdie Franęaise und Adriennes Betreuer und Verehrer. Heinz Zednik als Abbe hat diesen Part wohl ein wenig zu karikaturistisch aufgefaßt. Gertrude Jahn hat die umfangreiche und dramatische Partie der Fürstin Bouillon sehr schön gesungen.; • Ion Buzea über- zeugte als Maurizio sowohl optisch wie stimmlich und hatte einige recht beeindruckende Szenen. Schauspielerinnen und Schauspieler der Comėdie Franęaise, das von Dia Luca einstudierte Ballett, Statisten, Bühnengehilfen, Damen, Herren und Diener bildeten ein imposantes Ensemble, das die Leistungsfähigkeit der Volksoper dokumentierte.

Argeo Quadri, der den Komponisten persönlich gekannt hat, leitete die Aufführung mit Einfühlung, Temperament und Äkuratesse. Für solche Aufgaben ist er der rechte Mann. Er scheint mit dem Regisseur Edwin Zbonek, der an diesem wiederentdeckten Werk erneut seine Fähigkeiten als Regisseur erwies, in bestem Einvernehmen gearbeitet zu haben.

DS?:. zu.

schließen, bedeutet die wiederentdeckte ,;Adriana Lecouvreur“ eine Bereicherung des Volksopernrepertoires.

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