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Einmal ein „verfluchter Kerl”!

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Auf dem Vorhang reitet eine Gestalt, Don Quijote ähnelnd, einem Regenbogen entgegen, ein Träumer begibt sich ins Land der Abenteuer. In Johann Nestroys Posse „Einen Jux will er sich machen” heißt dieser Träumer Weinberl, ist Handlungsgehilfe und gerade von seinem Chef zum Teilhaber befördert worden. Nun will ersieh, „an der Grenze von Knechtschaft und Herrschaft”, noch schnell einen „Jux” machen und einmal im Leben „ein verfluchter Kerl” sein. Also sperrt er in Abwesenheit des Prinzipals das „G'wölb” zu, um in der Stadt „fidele Abenteuer” zu suchen. Der Ausflug beschert ihm freilich jede Menge Aufregungen, Ängste und zuletzt sogar eine Ehefrau.

Ändere Nestroy-Stücke enthalten sicher mehr bissige Gesellschaftskritik, doch kaum eines ist unterhaltsamer. Am Burgtheater läßt Regisseur Achim Benning den Spaß nicht zu kurz kommen, manche Gags (zum Beispiel die mechanischen Vögel und Schmetterlinge im Haus des Fräuleins von Blumenblatt) sind sogar des Guten zuviel. Nichulieblich, aber im wesentlichen treffend, Bühnenbild und Kostüme von Maria-Elena Arnos.

Das Ereignis des Abends ist Karlheinz Hackl als Weinberl, ein moderner Mensch im Biedermeiergewand, abenteuerlustig auf der einen, der

Verzweiflung nahe auf der anderen Seite. Und trotz Heiserkeit läßt sein Vortrag der scharfen aktuellen Couplet-Strophen von Fritz Schindlecker nichts zu wünschen übrig.

Damit, daß man der mit norddeutschem Akzent sprechenden Angelika Richter die Rolle des Christopherl anvertraute, hat man weder dieser guten Schauspielerin noch der Aufführung einen Dienst erwiesen.

Für Nestroy in bester Burgtheater-Qualität sorgen noch vor allem Heinrich Schweiger (Zangler), Branko Sa-marovski (Melchior), Sonja Sutter (Madame Knorr), Bibiana Zeller (Frau von Fischer), Herbert Propst (Hausmeister) und natürlich Gusti Wolf (Fräulein von Blumenblatt). Diese große, köstliche „Naive” des deutschsprachigen Theaters feierte am Premierenabend 50 Jahre Burgtheaterzugehörigkeit und wurde mit standing ovations bedacht.

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