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Es geht um Staatspolitik
Schiller schrieb an Goethe, seine Maria Stuart werde „keine weiche Stimmung erregen“, das Pathetische solle kein „persönliches und individuelles Mitgefühl sein'“. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Es zeigt sich dies auch wieder bei der derzeitigen Aufführung der „Maria Stuart“ im Burgtheater.
Maria und Elisabeth, die beiden Basen, sind geschichtliche Persönlichkeiten großen Formats, auch bei Schiller, und zwar gerade als Frauen, obwohl ihm ansonsten die Zeichnung weiblicher Gestalten nicht immer voll gelang. Aber er verschob die Charaktere beider zugunsten der gefangenen Schottenköniigin. Man spürt seine Sympathie für die schöne Schuldige. Die geschichtliche Elisabeth dagegen, bei Schiller voll Haß und Härte, wollte Maria hindern, den für sie verhängnisvollen Bothwell zu heiraten, sie war lange bemüht, die Unglückliche wieder auf den Thron zu setzen. Davon erfahren wir im Stück nichts, wohl aber dingt hier Elisabeth den jungen Mortimer, eine erfundene Gestalt, zum Mord an Maria.
Schiller weckt, gegen seine Absicht, alles Mitgefühl für die Gefangene, ja, er läßt ihr auch noch die geistliche Absolution erteilen, obwohl ihm Goethe kurz vor der Aufführung geschrieben hatte, es sei ihm nicht wohl zumute bei dem kühnen Gedanken, eine Kommunion aufs Theater zu bringen. Gerade, der Gegensatz zwischen der sympathischen, bereuenden Verbrecherin und der unerbittlich harten, sie demütigenden Herrscherin zeigt Schulen als den Meister der Szene.
Rudolf Steinbock bietet als Regisseur eine gut akzentuierte Aufführung, deren Gewinn vor allem in der Darstellung der Maria durch Aglaja Schmid besteht. Sie verinnerlicht die Gestalt, macht die Reue glaubhaft,
wirkt königlich. Dagegen fällt Hilde Krahl als Elisabeth ab, weder Tonfall noch Gehaben überzeugen. Paul Hoff mann arbeitet als Burleigh nicht genug das Eiskalte des perfekten Staatsmannes heraus. Vortrefflich gelingt Sebastian Fischer das Gleisnerische an Leicester, nur überartikuliert er. Mortimer durch Klaus Jürgen Wussow berechtigt zum wilden Kerl, Heinz Moog als Paulet, Ewald Baiser als Shrewsbury, Hilde Wagener als Kennedy zeichnen einprägsame Gestalten. Sehr geschickt verwendet Lois Egg für die Bühnenbilder, wechselnd gestellt, übermächtige kande-lierte Pfeiler von düsterer Farbe. ' *'.;'':““'“*.•>'' ■■
Das immer wieder aufgeführte Lustspiel „Das Glas Wasser“ von Eugene Scribe wurde von Georg Kreisler und Boy Gobert neu übersetzt und bearbeitet, wozu Kreisler auch die Gesangtexte und die dazugehörige Musik schrieb. Die Wiedergabe findet derzeit mit Burgtheaterkräften im Redoutensaal statt. Da das Stück zwar in der Handlungsführung geschickt verknüpft ist, aber, von einzelnen klugen Dialogstellen abgesehen, seicht wirkt, rechtfertigt es die musicalartige Darbietung. Leider verbleibt Georg Kreisler zu sehr im konventionell wienerisch Operettenhaften, das gilt auch für die Gesangstexte, doch einige schlagen ein. Boy Gobert als Bolingbolze, Susi Nicoletti als Herzogin von Malborough sind Spitzenbesetzungen für diese Rollen. Johanna Matz überzeugt als königliche Gans Anna. In Abstand sind Heinz Trixner als Masham und Sylvia Lukan als Abigail zu nennen. Vortrefflicher optischer Eindruck: Die vielen farbig ansprechenden Kostüme von Charlotte Flemming vor der reizvollen Stirnwand in Weiß und Gold des Redoutensaals.
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