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Faszination und Figur

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1964 las man im Sportteil vieler Zeitungen eine tragische Nachricht. Die bekannten Skifahrer Barbi Henneberger und der amerikanische Rennläuferpechvogel Bud Werner verunglückten mitten in den Dreharbeiten zu einem farbigen Skifllm des Münchners Willy Bogner infolge eines Lawinenabgangs tödlich. Dieser Film wurde später trotz der entsetzlichen Umstände fertiggestellt und ist nun bei uns zu sehen. „Skifaszination“ ist ein grandioser Streifen, eine Symphonie aus Schnee, Sport und Lebensfreude inmitten einer gigantischen Winterlandschaft, die vergessen läßt, daß diese herrliche Natur auch hart und grausam sein kann wie das Leben. Es muß auch für den Gestalter des Films, Willy Bogner, ein bitteres Werk gewesen sein, diesen Film zu vollenden und ihn so zu vollenden, daß dem Streifen niemand ansieht, daß er für zwei junge, lebensfrohe Menschen den Tod brachte, von denen der eine, die hübsche Münchner Skiläuferin Barbi Henneberger, die Braut Willy Bog-ners war. Der Film für sich betrachtet ist eine Talentprobe eines begabten Filmgestalters.

Es ist sicherlich nicht Ausdruck eines Konzepts, sondern eher Symptom der latenten Krise des Films, daß nunmehr auch in Wien ein Maigret-Film entstand. Das Fernsehen hat diese beliebte Romanfigur Georges Simenons noch populärer gemacht, als es die Bücher verstanden, und in so einem Falle findet sich stets rasch ein Produzent, der an diesem Erfolg mitnaschen möchte. Man wollte sogar Rupert Davies dafür ausborgen, doch mit diesem gab es Schwierigkeiten und Prozesse, so daß man sich für Heinz Rühmann entschloß. Jeder, der die Variationsmöglichkeiten dieses Künstlers kennt, dürfte verwundert gewesen sein, denn mit Jean Gabin, Gino Cervi etwa oder Rupert Davies war doch ein bestimmter Typ zu dieser Figur geschaffen worden, dem Deutschlands seriöser Komiker Rühmann kaum nahekommt. „Maigret und sein größter Fall“ ist bestenfalls ein brauchbarer Spannungsfllm, bei dem allerdings der Name und Anlaß Maigret eher störend wirkt. Rühmann ist nun einmal nicht der Maigret, jener romanisch-rundliche Kriminalkommissar, der immer Pfeife raucht und immer nur ein Pariser wie jeder andere Pariser sein will, ein gemütlicher Beamter mit Abgeklärtheit und gelegentlich treffsicherer Intuition, aber immer ein Bürger namens Maigret und zufällig der berühmte Maigret. Rühmann war ein sympathischer Pater Brown, Priester mit detektivischen Ambitionen, aber als Maigret ist er zu überlegen pfiffig, zu bürokratisch präzise, zu sehr „deutsche Gründlichkeit“. Die Handlung selbst ist einigermaßen spannend, die übrigen Darsteller sind gut ausgewählt, dje Regie Alfred Weidenmanns gepflegte Routine.

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